Virtueller Gedenkort für Kemeten

Die südburgenländische Gemeinde Kemeten verweigert den Opfern des NS-Völkermords an den Roma seit Jahren eine Gedenktafel. Nun erinnert eine Gedenkinitiative im Internet an die ermordeten Roma von Kemeten.

An die 200 Einwohner der kleinen Gemeinde Kemeten (Bezirk Oberwart) wurden von den Nationalsozialisten deportiert, weil sie Roma waren. Nur fünf von ihnen kehrten nach der Befreiung 1945 nach Kemeten zurück. Über 70 Jahre später weigert sich die Gemeinde weiterhin, mit einer Gedenktafel an sie zu erinnern.

Was etwa in Kleinpetersdorf, Neudörfl, Mattersburg oder Kleinbachselten möglich war, nämlich dem Wunsch der Volksgruppe nach einem Platz für ihre Blumen und Kerzen zu entsprechen, stellt für die Gemeindeoberen von Kemeten offenbar ein unüberwindliches Hindernis dar.

Seit 2006 liegt zwar auch in Kemeten ein Gemeinderatsbeschluss vor, wonach ein Denkmal errichtet werden soll, das nebenbei (auf einer von insgesamt 15 Tafeln zur Ortsgeschichte) auch der Roma gedenkt – passiert ist seither aber nichts.

Bürgermeister Johann Nussgraber (SPÖ) ließ die Skulptur mit den Informationstafeln nie aufstellen. Seit zehn Jahren lagern sie nun im Bauhof der Gemeinde. Die Sache sei zu heikel, hieß es dazu aus dem Gemeindeamt.

Virtuelle Gedenkstätte Kemeten

VHS Roma

Um dennoch an die Roma in Kemeten erinnern zu können, gibt es jetzt eine „virtuelle“ Gedenkstätte: Vertreter des Vereins Refugius haben sie im Rahmen des Projekts „Gedenkweg“ in Zusammenarbeit mit Roma-Vertretern initiiert: „Der Gedenkort in der dieser Form wurde notwendig, weil die Mehrheit der politischen EntscheidungsträgerInnen der Gemeinde Kemeten einen realen Gedenkort mehrmals abgelehnt haben“, heißt es hierzu auf der Website.

„Auf diese Weise versuchen wir, dem Wunsch der wenigen Hinterbliebenen nach einem bescheidenen und würdevollen Raum für Gedenken und Gedanken gerecht zu werden und ein Zeichen gegen das Vergessen und Totschweigen zu setzen“.

Auf Großplakaten wird im Ort auf die Gedenk­initative im Inter­net hin­ge­wie­sen. „Wir werden wei­tere Schrit­te setzen, um auf das Unrecht und die Miss­achtung der Gefühle der Roma hin­zu­weisen, die uns diese Gemeindevertretung zumutet“, zeigt sich Horst Horvath, Geschäfts­führer der Volks­hoch­schule der bur­gen­län­di­schen Roma, ent­schlos­sen.

Bis zum Beginn der NS-Deportationen lebt­en in Keme­ten rund 200 Roma. Sie wur­den im Lager Lackenbach in­ter­niert oder direkt ins Ghetto Łódź ge­bracht. Ande­re wurden nach Auschwitz de­por­tiert; fast 50 Roma aus Kemeten wur­den dort er­mordet.

Quelle: Roman Urbaner (dROMa)