Tschechischer Vizeregierungschef Babiš | „Lety war ein Arbeitslager“

„Es ist eine Lüge, dass das Lager in Lety ein Konzentrationslager war, denn es war ein Arbeitslager - wer nicht arbeitete, der war mit einem Schubs dort“, behauptete der tschechische Vizeregierungschef Andrej Babiš.

Mit diesen verharmlosenden Äußerungen über den Holocaust an den Roma hat Babiš für Empörung gesorgt.

„Es gab Zeiten, in denen alle Roma gearbeitet haben“, sagte der liberal-populistische Finanzminister und Gründer der ANO-Partei beim Besuch eines Armenviertels in Varnsdorf, im Norden Tschechiens im Bezirk Děčín, an der Grenze zu Sachsen dem Nachrichtenportal aktualne.cz zufolge.

Andrej Babiš

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Im NS-Todeslager Lety bei Písek in Südböhmen kamen Historikern zufolge während des Zweiten Weltkriegs 327 Roma ums Leben. Mehr als 500 wurden von dort ins deutsche Vernichtungslager Auschwitz gebracht und ermordet.

Babiš entschuldigte sich danach für seine Äußerungen. Sie seien aus dem Kontext gerissen worden. „Ich halte es für völlig inakzeptabel, dass ein Mitglied der tschechischen Regierung den Holocaust anzweifelt“, sagte der Vorsitzende der Christdemokraten (KDU-CSL), Pavel Belobradek, der Zeitung „Pravo“.

Sozialministerin Michaela Marksová forderte Babiš auf, das Kindergrab der Gedenkstätte Lety zu besuchen. „Dort stehen die Namen von rund 100 Kindern mit Geburts- und Todestag - sollen sie sich etwa zu Tode gearbeitet haben?“, sagte die Sozialdemokratin.

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