Studie über Bettler in Vorarlberg vorgestellt

In Vorarlberg wurden am vergangenen Donnerstag die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung über die sich im Land befindlichen Bettler und Notreisenden präsentiert.

Erstellt wurde die von der Landesregierung in Auftrag gegebene Studie von Erika Geser-Engleitner von der FH Vorarlberg; die Befragungen haben zwei Mitarbeiter, die selbst der Roma-Minderheit angehören, durchgeführt.

Die Resultate in Kurzform: Die Zahl der im Bundesland gleichzeitig bettelnden Menschen beläuft sich auf täglich mindestens 80 Personen. Zum Kreis der zu den Befragungszeitpunkten (Februar/März 2016 und Mai 2016) erfassten notreisenden Familien zählen insgesamt 200 Personen, unter ihnen auch viele Kinder und Jugendliche. „Ca. die Hälfte aller anwesen¬en Notreisenden betteln zur gleichen Zeit, während die andere Hälfte etwas anderes tut“, fasst die Aussendung des Landes Vorarlberg die Ergebnisse zusammen.

Zum Betteln, dem rund die Hälfte nachgeht, komme demnach der Gelderwerb durch „Zeitungsverkauf, Gelegenheitsarbeit und ganz vereinzelt mittels Straßenkunst“. Die Einkünfte durch Betteln betragen laut Erhebung „pro Tag und Person zwischen zehn und 30 Euro“.

Vorarlberg

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Alle von der Studie erfassten Personen sind Roma und rumänische Staatsbürger, viele hielten sich jedoch unmittelbar vor der Einreise nach Öster¬reich in Italien auf: „Wegen der dort verschlechterten Situation – Wirtschaftskrise und Konkurrenz am (illegalen) Arbeitsmarkt durch Migranten aus Afrika – sind die befragten Personen nach Vorarlberg gekommen.“ Die überwiegende Anzahl der Befragten hat keine Krankenversicherung (75%), und dies obwohl die meisten von Gesundheitsproblemen berichten.

Von Hinweisen auf mögliche kriminelle Strukturen, die auf Zwang und Ausbeutung beruhen, weiß die Studie (wie sämtliche wissenschaftlichen Untersuchungen vor ihr) nichts zu berichten. Es gebe auch kein „hierarchisch organisiertes Banden-Betteln“; die Notreisenden seien vielmehr zumeist in Familienverbänden organisiert. Damit widerlegt die Vorarlberger Studie einmal mehr das regelmäßig von Politik und Presse vorgebrachte Argument, man müsse gegen Bettler vorgehen, um sie vor einer omnipräsenten „Bettelmafia“ zu schützen.

Die Presseaussendung des Landes, welche die Erkenntnisse der Studie Punkt für Punkt vorstellt, vergisst interessanterweise, ausgerechnet dieses wichtige Ergebnis anzusprechen.