Porträts als stumme Zeugen von Holocaust und Bombenattentat in Oberwart

Kinder, die in Konzentrationslagern und Anstalten des NS-Regimes getötet wurden, hat der Maler Manfred Bockelmann in großformatigen Kohlezeichnungen verewigt. Für die am Mittwoch im Offenen Haus Oberwart (OHO) eröffnete Ausstellung „Zeichnen gegen das Vergessen“ hat er eine Ausnahme gemacht und auch Porträts der vier vor 20 Jahren bei einem Bombenanschlag ermordeten Roma auf Leinwand festgehalten.

Der Künstler, Bruder des verstorbenen Udo Jürgens, kam 1943 zur Welt. Damals seien die KZ’s „auf Hochtouren“ gelaufen: „Daraus beziehe ich fast einen Auftrag, zu zeichnen“, erläuterte Bockelmann bei der Eröffnung seine Beweggründe. Seine Arbeit richte sich vor allem an die heranwachsende Jugend: „Ich hoffe, dass sich junge Menschen in diesen Bildern wiedererkennen und sich einfach sagen: Was ist da passiert?“

Atentat bombov Romi

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Manfred Bockelmann | Seine Kohlezeichnungen verewigen ein niemals zu rechtfertigendes Leid

Dass er bei den Bombenopfern Josef Simon, Peter Sarközi, Karl Horvath und Erwin Horvath eine Ausnahme gemacht und Menschen gezeichnet habe, die älter sind als 18 Jahre, hänge damit zusammen, „dass Oberwart ein Symbol ist für eine böse Saat, die aufgeht 50 Jahre nach dem Holocaust.“ Zudem sei es „wichtig, dass man den Opfern ein Gesicht gibt.“

Porträts der Opfer von Oberwart

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Mit seiner Arbeit zeige er nicht auf Täter - die seien ja schon tot - aber auf eine Art Schuld, die noch da sei, meinte Bockelmann: „Das ist die Schuld, wenn wir das leugnen.“ Wenn man über den Holocaust berichte „nur mit Zahlen und nur mit Daten, dann werden wir bei jungen Leuten nichts erreichen und es wird wieder vergessen werden.“

„Niemand kann diese Bilder ansehen, ohne dass andere Bilder vor unseren Augen entstehen“, sagte Bundespräsident Heinz Fischer, der an den kürzlich begangenen 70. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz erinnerte. In Auschwitz seien Menschen systematisch und in einer die innersten Bestandteile der menschlichen Würde vernichtenden Art und Weise ermordet worden. Dass darunter so viele Kinder waren, sei eine weitere Steigerungsstufe, die man erwähnen müsse, so der Bundespräsident.

BP Heinz Fischer anlässlich der Ausstellungseröffnung von "Zeichnen gegen das Vergessen" im Offenen Haus Oberwart

APA/Bundesheer/Peter Lechner

Heinz Fischer bei der Eröffnung der Ausstellung

Die Porträts der vier Roma sollen nach dem Willen von Bockelmann in Oberwart bleiben. Die Ausstellung ist bis zum 1. März im OHO zu besichtigen.

Die Bilder der Ausstellung, sowie die Worte des Künstlers und den wertvollen Gästen werden auch am Sonntag, den 8. Februar in der Sendung Servus Szia Zdravo Del tuha | 13:05 | ORF2 Burgenland den ZuschauerInnen visuell nahegebracht.

Servus | Szia | Zdravo | Del tuha | 8.2.2015 | ORF2
Würdevolles Gedenken an die vier Opfer des Rohrbombenanschlags 1995 in Oberwart