„Die letzten Fahrenden“ | 14. August | 21.05 Uhr | ORF 2

Familie Emler lebt das halbe Jahr in einer Wohnung bei Frankfurt. Von März bis Oktober sind die deutschen Sinti dann aber als Fahrende unterwegs. Ein mehrwöchiger Aufenthalt in ihrem Lieblingsland Österreich gehört dabei zum Fixprogramm.

Sobald es warm wird, sind sie mit ihren Wohnwagengespannen auf Europas Straßen unterwegs - fahrende Roma und Sinti. Inzwischen ist es nur mehr eine kleine Minderheit, die diese Tradition weiterlebt. Wo fahren sie hin? Wo kommen sie her? Wie sieht ihr Alltag aus? Man weiß wenig über sie. Fremden gegenüber sind „die Fahrenden“ meist verschlossen. Für die „Am Schauplatz“-Reportage „Die letzten Fahrenden“ - zu sehen am Donnerstag, dem 14. August 2014, um 21.05 Uhr in ORF 2 - hat Simon Schennach zwei Roma- und Sinti-Familien auf ihrer Reise durch Österreich begleitet und einen der raren Einblicke in ihre Lebenswelt erhalten.

Ein Leben ohne das Fahren ist „unvorstellbar“

Familie Emler lebt das halbe Jahr in einer Wohnung bei Frankfurt. Von März bis Oktober sind die deutschen Sinti dann aber als Fahrende unterwegs. Ein mehrwöchiger Aufenthalt in ihrem Lieblingsland Österreich gehört dabei zum Fixprogramm. Auf ihre Wurzeln und Traditionen sind die Emlers genauso stolz wie auf ihren picobello geputzten Wohnwagen. „Das Wichtigste ist für uns die Familie“, sagt Tochter Evelyn: „Wir sind ständig zusammen. Dass ich meine Eltern und Geschwister nur alle paar Monate sehe, könnte ich mir nicht vorstellen. Um unseren Zusammenhalt beneiden uns die anderen Campinggäste auch.“

Die Emlers - Großeltern, Kinder, Enkelkinder - sind Stammgäste auf einem Campingplatz am Linzer Pichlinger See. Die 14-jährige Zirna sitzt im Vorzelt, macht Hausaufgaben und schreibt ohne Unterlass SMS an ihre Schulfreunde in Frankfurt. „Ich vermisse sie“, sagt sie wehmütig. Aber ein Leben ohne das Fahren ist auch für sie „unvorstellbar“.

Auf den meisten Campingplätzen sind Roma und Sinti übrigens unerwünscht. Spezielle Durchreiseplätze für fahrende Familien gibt es nur in Braunau und Linz. Andernorts campieren die Familien meist auf Parkplätzen am Stadtrand. Wie die Sippe von Josef Roma aus Straßburg. Er handelt mit Teppichen und arbeitet als christlicher Prediger. Deswegen nennen ihn alle „den Pastor“. Josef liebt Österreich. Nur warum er und die Seinen immer noch vielerorts als „Zigeunerpack“ beschimpft werden, versteht er nicht. „Wir zahlen Steuern wie alle anderen“, entrüstet er sich.

Tiroler ein Wiesenstück angeboten, Nachbarn entsetzt

In Westösterreich tun sich die Durchfahrenden besonders schwer. Es gibt kaum Plätze, wo sie bleiben können. In Tirol sucht die Landesregierung deswegen seit Jahren verzweifelt nach einem passenden Rastplatz. Doch eine Gemeinde nach der anderen winkt ab. Jetzt hat sich ein junger Altenbetreuer freiwillig gemeldet: David Holzer aus Leisach. Er hat ein Wiesenstück vor seinem Haus angeboten. Viele Dorfbewohner/innen sind entsetzt. „Die Zigeuner nehmen die Kinder mit“, prophezeit eine junge Frau. Jetzt steht die Gemeinde vor einer schwierigen Entscheidung. Wird sie die Gegnerinnen und Gegner unterstützen? Oder David Holzer? Das „Am Schauplatz“-Team war dabei.