Ungarischer Autor als Grazer Stadtschreiber

Der ungarische Autor Laszlo Garaczi ist neuer Grazer Stadtschreiber. Der 1956 in Budapest geborene Schriftsteller und kritische Kommentator des politischen Geschehens in Ungarn wird für ein Jahr das Cerrini-Schlössl am Grazer Schlossberg bewohnen und sich am 15. September mit einer Lesung im Literaturhaus Graz vorstellen, wie es vonseiten des Grazer Kulturamtes hieß.

Der Verfasser zahlreicher Gedichtbände, Romane, Theaterstücke und Drehbücher wurde aus 71 Einreichungen aus 25 Ländern ausgewählt. Laut Jury sei er „einer der vielfältigst reflektierenden Intellektuellen des heutigen Ungarn“. Nach Studien der Fächer Ungarisch-Geschichte und Philosophie lebt er seit 1982 als freier Schriftsteller in Budapest, verdiente - wie es im Kommunismus bei Intellektuellen üblich war - mehrere Jahre lang sein Geld als Hilfsarbeiter in verschiedenen Fabriken und war in der Underground-Szene politisch tätig.

Garaczi beobachtet und kommentiert das politische Geschehen in Ungarn, was immer wieder in seinen erzählenden und essayistischen Werken Niederschlag findet. In seinem jüngsten Theaterstück („EMKE - Es gab einmal ein Kaffeehaus“, 2012) übertrug er die aktuellen Ereignisse und Akteure in Ungarn in die Kaffeehausatmosphäre des frühen 20. Jahrhunderts. In seinen Romanen und Erzählbändern, von denen vier („Plastik“, „Die wunderbare Busfahrt“, „Pikasso sieht rot“ und „Bekenntnisse eines Lemuren“) auf Deutsch beim Grazer Droschl Verlag erschienen sind, dominiere „eine genaue, oft spielerische Sprache mit augenzwinkerndem Humor und narrativer Virtuosität und breit gestreutem Wortschatz“, so die Jury.

Neben seinen Publikationen im Grazer Verlag ist der Autor durch Theateraufführungen in Wien und der Grazer Literaturzeitschrift „Lichtungen“ in der österreichischen Literaturszene ein Begriff. Garaczi arbeitet auch mit Vertretern des neuen ungarischen Films zusammen und hat seit einigen Jahren zudem das Fotografieren für sich entdeckt.