Wien empört über Lazar-Video

Wien zeigt sich empört über jenes - inzwischen gelöschte - Facebook-Video des ungarischen Kanzleramtsministers Janos Lazar. Die Wiener Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner (SPÖ) meldete sich etwa via Twitter mit harscher Kritik. Als Stadträtin für Internationales und „stolze Wienerin“ protestiere sie „auf das Schärfste“ gegen die Darstellung ihrer Heimatstadt.

Lazar hatte in dem kurzen, in Favoriten gedrehten Clip behauptet, Wien sei durch Zuwanderer schmutzig und unsicher geworden. „Wir sind verwundert und entsetzt, dass ein Politiker die Hauptstadt eines Nachbarlandes so herabwürdigt“, kritisierte Brauner den Politiker der rechtsnationalen Regierungspartei Fidesz. Die Vorwürfe seien inhaltlich falsch und auf „traurige Weise fremdenfeindlich“.

Franz: Kritik ist überzogen

Persönlich könne sie Ungarn nur wünschen, dass die Städte dort so werden, wie Wien - die Stadt mit der weltweit höchsten Lebensqualität, fügte Brauner hinzu. Auch Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) übersandte dem Minister mittels Facebook-Posting „wienliebe“ und „favoritenpride“. Der Bezirksvorsteher von Favoriten, Marcus Franz (SPÖ), versicherte wiederum in einer Aussendung: „Favoriten ist ein wunderschöner Bezirk, in dem die Menschen sehr gerne leben. Die Kritik an meinem Heimatbezirk ist überzogen.“

Der ungarische Wahlkampf hat in Wien nichts verloren

„Der ungarische Wahlkampf hat in Wien nichts verloren“, verwies die Wiener SPÖ-Landesparteisekretärin Barbara Novak auf den demnächst anstehenden Urnengang im Nachbarland. Nachdem die Partei von Viktor Orban vergangene Woche im Zuge von Regionalwahlen bereits eine verheerende Niederlage erlitten habe, scheine ihr nun jedes Mittel recht zu sein. Dazu zähle auch ein „völlig aus der Luft gegriffenes Schreckensbild über Wien-Favoriten“ und das „Aufhetzen von Personengruppen“.

Novak fordert eine Entschuldigung von Lazar

Novak forderte eine Entschuldigung von Lazar - und sprach von den „ungarischen Freunden von Sebastian Kurz und HC Strache“. Man könne sich bereits ausrechnen, welch unanständige Methoden im kommenden Wahlkampf in Wien auf die Partei und die Stadt Wien zukommen werden. „Doch all jene, die sich solcher Methoden bedienen, werden in der SPÖ Wien einen erbitterten Gegner haben“, versprach die rote Parteimanagerin.

Auch die FPÖ hat mit dem Kurzfilm keine Freude. Zwar hätten sich in den vergangenen Jahren unter der rot-grünen Rathaus-Koalition tatsächlich viele Dinge in die falsche Richtung entwickelt, befand der blaue Vizebürgermeister Dominik Nepp, aber das Video sei „unangemessen und im Sinne der an sich freundschaftlichen Beziehungen unter Nachbarländen nicht gerade ein Akt der Höflichkeit“.

Das von Lazar dargelegte Szenario dürfte viele seiner Landsleute jedenfalls nicht davon abgehalten haben, in die österreichische Hauptstadt zu ziehen. Laut dem aktuellen Statistischen Jahrbuch lebten zuletzt (Stand Anfang Jänner 2017, Anm.) 21.343 Ungarn in Wien. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2011 - als nur 8.171 ungarische Staatsbürger hier wohnten.

Regierungschef Orban stützt seine Kampagne für die Wahl am 8. April fast ausschließlich auf fremdenfeindliche Rhetorik.