Filmregisseur Miklós Jancsó gestorben

Ungarn ist um eine Filmlegende ärmer. Der in Cannes mehrfach ausgezeichnete Filmregisseur der ungarischen „nouvelle vague“, Miklós Jancsó, ist tot. Er starb am Freitag im Alter von 92 Jahren. Das berichtete die ungarische Nachrichtenagentur MTI unter Berufung auf den ungarischen Filmverband und Jancsós frühere Ehefrau, die Filmregisseurin Márta Mészáros.

Jancsó galt als Hauptfigur der ungarischen „nouvelle vague“ der 1960er Jahre. Bei den Filmfestspielen in Cannes wurde er zweimal ausgezeichnet: 1972 mit dem Regiepreis für seinen Film „Roter Psalm“ („Még kér a nép“) und 1979 für sein Lebenswerk. Mit Mészáros (82) war Jancsó über zehn Jahre verheiratet. Sie war seine zweite Ehefrau.

Sein Markenzeichen in den frühen Filmen waren lange Einstellungen, langsame Kamerabewegungen und eindringliche, streng durchkomponierte, melancholische Bilder und Szenen, unter anderem aus der ungarischen Puszta. Oft inspiriert aus der ungarischen Freiheitskampf-Geschichte setzte er Randepisoden der Historie in Szene, ohne die Akteure zu Helden zu verklären - und auch weit weg von der klassischen Dramaturgie konventioneller Heldenepen.

Im Gegenteil: In seinem legendären Film „Szegénylegények“ („Die Hoffnungslosen“, 1965), in dem es um einen Bauernaufstand geht, sind die Rebellen käuflich. Als der Film damals im Wettbewerb von Cannes lief, sahen darin viele Beobachter eine Anspielung auf den antisowjetischen Ungarn-Aufstand von 1956. Dies musste Jancsó damals öffentlich bestreiten, um den Repressionen des kommunistischen Regimes zu entkommen. Ungarische Kritiker meinen, die Cannes-Jury habe Jancsó später mit dem Preis für „Roter Psalm“ - der auf manche wie ein linker Agit-Prop-Film wirkte - eigentlich für „Die Hoffnungslosen“ ehren wollen.

Jancsós einziger Schritt in das internationale Filmgeschäft wurde allerdings ein Flop: Sein Film „La Pacifista“ („Die Pazisfistin“) von 1970 - eine italienisch-französisch-westdeutsche Koproduktion - fiel beim Publikum durch. Jancsó führte dies darauf zurück, dass das Publikum die Hauptdarstellerin Monica Vitti - bis dahin ein Komödienstar - nicht in einer tragischen Rolle haben sehen wollen. Jancsós gesamtwerk aus den Jahren 1958 bis 2009 umfasst 33 Kino- und Fernsehfilme.