Film | Dubček als Schlüssel zum Verständnis der Tschechoslowakischen Historie

„Dubček | Kurzer Frühling, langer Winter“ ist der erste historische Spielfilm, der die Ereignisse rund um den Prager Frühling Mitte April, im Frühling 2018, 50 Jahre nach den einschneidenden Ereignissen 1968 auf die Leinwand bringt.

On demand | Rádio Diatón | 18.6.2018

Adrián Jastraban spielt Alexander Dubček

RTVS

Aktuell im Zeitgeschehen dabei ist auch Wien, das den großen Vormarsch der Demokratiebewegung in der damaligen realsozialistischen Tschechoslowakei unter dem ersten Sekretär der Tschechoslowakischen Kommunistischen Partei Alexander Dubček, mitfühlend verfolgte. In der Diplomatischen Akademie in Wien sahen zahlreiche Interessierte, die Österreich Prämiere der Produktion des slowakischen Regisseurs Laco Halama, „Dubček | Short Spring, long Winter“. In der heutigen Sendung spricht Laco Halama über seinen Hauptprotagonisten, die Schlüsselfigur der jüngsten slowakischen Geschichte, mit dem ihn auch persönlich einiges verbindet: Alexander Dubček.

Alexander Dubcek | Filmpräsentation in Wien

ORF | yvonne strujic

Regisseur Laco Halama

Die Handlung beginnt mit der letzten Autofahrt des Politikers. Alexander Dubček sitzt während der Fahrt nach Prag auf dem Rücksitz seines Dienstwagens, sieht aus dem Fenster und reflektiert über die politischen Ereignisse seines Landes. Er fragt sich, wieso die Bewohner der Slowakei, obgleich sie nun, im Jahre 1992, allerhand Freiheiten erlangt haben und ihre Sehnsüchte nach gelebter Demokratie erfüllt wurden, doch stets unglücklich sind. Hier entführt der Film ins Badezimmer der Familie Dubček, wo Sohn Milan darüber spricht, dass sie ihn in der Schule hänseln, weil sein Vater nun, als erster Sekretär der kommunistischen tschechoslowaksichen Partei, der „höchste Mann im Land“ sei. Den Zuseher erwarten in diesem Sinne 86 Minuten voller historischer Dialoge und Geschehnisse, sowie passend eingefügten Archivbildern, die den Politiker Dubček und den Prager Frühling 1968, sowie die Zeit danach nüchtern und real darstellen.

Alexander Dubcek | Filmpräsentation in Wien

ORF | yvonne strujic

Pavol Dubček, Sohn von Alexander Dubček bei der Filmprämiere in Wien

Die dargestellte Güte, Ehrlichkeit und unverdrossene Bodenständigkeit Alexander Dubčeks geben dem Film die notwendige Leidenschaft. Die Gedanken des Anführers des Prager Frühlings, auf dem Rücksitz im Auto sitzend, begleiten durch den gesamten Film. Zuletzt sieht man den Wagen auf jener Strasse fahren, von der man durch die eingeblendete Schrift zu lesen bekommt, dass dies ein Abschnitt von häufigen Unfällen war und Dubček an den Folgen des sich überschlagenden Wagens aus dem Leben scheiden musste.

Die tschechoslowakische Produktion „Dubček | Short Spring, long Winter“, mit Adrian Jastraban, Táňa Radeva, Vladimír Hrabal, Jiří Zapletal, Radoslav Šopík, Peter Trník, Ivo Novák in den Hauptrollen zeigt ein authentisches Bild der Geschichte eines bescheidenen Mannes, der nicht in die Politik passte, sie aber grundlegend veränderte, schildert der Regisseur des Filmes Halama. Die Motivation einen solchen Film zu produzieren hänge nicht nur mit der historischen Dringlichkeit sich damit auseinanderzusetzen zusammen, sondern auch mit dem eigenen Aufwachsen in der Tschechoslowakei in der Zeit der sogenannten „Normalisierung“.

Alexander Dubcek | Filmpräsentation in Wien

ORF | yvonne strujic

Regisseur Halama traf sich in seiner Heimatgemeinde Pezinok, in der auch Alexander Dubcek zur lebte, mit Menschen, die den Anführer des Prager Frühlings kannten und ihn ein Stück seines Lebens begleiteten. Das bereitete ihm eine neue und tiefe Sichtweise auf den Charakter Dubceks, erinnert sich Halama: „Paradox ist das, dass in ihm kein Fünkchen Zorn darüber war, was ihm wiederfahren ist. Das ist eigentlich eine der größten seiner Botschaften, dass er sich nicht rächen wollte, oder jemanden ebenfalls Schlechtes antun wollte, so wie es ihm wiederfahren ist. Das ist seine Botschaft. Er spürte keine negativen Willen, sich an jemanden zu rächen, dafür, was ihm angetan worden ist. Noch paradoxer ist, dass sich er, als ein aus seiner Partei ausgeschlossener Kommunist, sich eigentlich wie ein katholischer Christ verhielt.“

České Ozvěny | Slovenské Ozveny

ORF

Alexander Dubček: Die Symbolfigur der Demokratie-Bewegung in der kommunistischen Tschechoslowakei 1968, die das Ziel eines „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“, des „Prager Frühlings“, der 1968 gewaltsam von Streitkräften des Warschauer Paktes beendet wurde.

Unter der Schirmherrschaft des Botschafters der Slowakischen Republik in Österreich Peter Mišík wurde auch das österreichische Publikum Zeuge eines historisch bedeutenden Films. Einer, der es schafft, die Diskrepanz, die in der Niederschlagung des Prager Frühlings steckt, im klaren und gutmütig-menschlichen Charakter eines Politikers, vor allem aber eines Menschen für jeden sichtbar und nachvollziehbar zu machen.

„Die Situation nach 1989 haben wir im Film nicht behandelt, es kommen nur drei Sätze vor, die besagen, dass die aktuellen Politiker ihn zwar neben sich, an ihrer Seite wissen wollen, aber niemand ihn ernst nimmt“, so der Regisseur Hamala.

Film | Dubček ako kľúč k porozumeniu československej histórii