„Sprache kommt vor der Tat“ | Kunstaktion gegen Rassismus

Auf der Wiener Mariahilferstraße wurde getackert. „Sprache kommt vor der Tat“ heißt die Ausstellung der Künstlerin Marika Schmiedt, die mitten auf der beliebten Einkaufsstraße in Wien auf einem Bauzaun befestigt wurde.

On demand | Roma sam | 3.7.2017

Marika Schmiedt | Kunstaktion

Samuel Mago

v.l. A. Härle | S. Anozie | M. Schmiedt

In Kooperation mit dem Romano Centro ergriff die Romni die Initiative und stellte ihre Plakate temporär in den öffentlichen Raum.

Für Andrea Härle, Geschäftsführerin des Wiener Vereins Romano Centro, sei die Initiative ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung von „Antiziganismus“. So war es keine Frage, dass der Verein das Projekt der Künstlerin unterstützt.

Marika Schmiedt | Kunstaktion

Samuel Mago

„Sprache kommt vor der Tat“

„Kunst als Widerstand und auch als Pflicht“

„Sprache kommt vor der Tat | Zusammenhang von Sprache, Rassismus, Ökonomie und Macht" zeigt, wie ein Konzept des angeblich naturwissenschaftlich gesicherten Rassenbegriffs fortgeschrieben wird. Schmiedt macht darauf Aufmerksam, wie stark Sprache durch rassistische Diskurse geprägt ist.

Dabei wird deutlich vor Augen geführt, dass die Bilder und der Umgang damit vom Ende der Monarchie bis in unsere Tage kaum Unterschiede aufweisen. Als Beispiel wird ein Menschenfresserprozess gezeigt, bei dem sogenannten „Zigeunern“ Anfang des 20. Jahrhunderts Kannibalismus vorgeworfen wurde.

Im Mai war die Ausstellung in der Galeriewerkstatt NUU zu sehen.

Letzten Samstag wurde sie von der Künstlerin und von AktivistInnen des Romano Centro auf der Mariahilferstraße plakatiert. Die Kuratorin Marika Schmiedt sieht ihre Kunst als Widerstand und auch als Pflicht.

Marika Schmiedt | Kunstaktion

Samuel Mago

Ferdinand Koller | Romano Centro

„Antiziganistische“ Schmierereien stark zugenommen

Meldungen über „antiziganistische“ Schmierereien in Wien hätten in den letzten Monaten stark zugenommen, hebt Ferdinand Koller hervor. Koller ist federführend beiteiligt an der Erstellung des Antiziganismus-Berichtes vom Verein Romano Centro, der seit 2013 alle zwei Jahre erscheint.

Auf jenem Bauzaun, auf dem jetzt die Ausstellung „Sprache kommt vor der Tat" zu sehen ist, war vorher die Aufschrift „Roma RauSS“ zu lesen. Der Schriftzug wurde Koller von einer Privatperson gemeldet.

Rassismus stets bekämpfen

Auch Simona Anozie ist unter den Freiwilligen, die Schmiedt beim Plakatieren unterstützen. Die Enkelin der Holocaustüberlebenden, Künstlerin und Autorin Ceija Stojka will mit ihrer Hilfe dem Vergessen entgegenwirken. Die Angst, das Gräuel des Zweiten Weltkrieges könnte sich wiederholen sei auch heute noch da, erzählt sie. Den Rassismus müsse man trotzdem und auch deshalb stets bekämpfen, so die Romni.

Aufarbeitung der Geschichte gegen „Antiziganismus“ von großer Bedeutung

Irina Spataru ist Vorstandsmitglied des Vereins Romano Centro und langjährige Roma-Aktivistin. Der Studentin ist es wichtig, dass sich die Narrative ändert und nicht länger über, sondern gemeinsam mit Roma gesprochen und geschrieben wird. Die Ausstellung „Sprache kommt vor der Tat | Zusammenhang von Sprache, Rassismus, Ökonomie und Macht" würde zeigen, wie tief „antiziganistisches“ Denken in der Gesellschaft verankert war und bis heute ist, erklärt die Romni. Die Aufarbeitung der Geschichte der Volksgruppe sei gegen „Antiziganismus“ von großer Wichtigkeit.

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Marika Schmiedt
„Sprache kommt vor der Tat“ Mariky Schmiedt