Für Kroaten kein Zugang zum Arbeitsmarkt bis 2020

Die schwarz-blaue Regierung will Kroaten noch bis 2020 vom österreichischen Arbeitsmarkt fernhalten. Dazu soll eine letztmalige Verlängerung der Arbeitsmarkt-Übergangsfrist um zwei Jahre in Brüssel erwirkt werden.

Schon jetzt seien überdurchschnittlich viele Kroaten in Österreich arbeitslos, sodass man davon ausgehen müsse, dass es mit einer frühzeitigen Öffnung des Arbeitsmarktes nicht zu einem Anstieg an Fachkräften und Hochqualifizierten, sondern zu einer höheren Arbeitslosigkeit kommen würde, begründete gestern ein Sprecher der Regierung den Schritt.

Auch SPÖ, AMS und WKÖ für Verlängerung

Auch FPÖ-Sozialministerin Beate Hartinger-Klein und die oppositionelle SPÖ haben sich bereits für eine weitere Abschottung gegenüber kroatischen Arbeitnehmern ausgesprochen, ebenso AMS-Vorstand Johannes Kopf und Wirtschaftskammerpräsident (WKÖ) Christoph Leitl.

Im Jahr 2017 waren 28.054 kroatische Staatsbürger in Österreich in Beschäftigung, im Jahr 2008 waren es 15.193 gewesen. Arbeitslos gemeldet waren im vergangenen Jahr 4.796 Personen (2008: 2.720). Die Arbeitslosenquote von Kroaten lag 2017 damit bei 14,6 Prozent. Zum Vergleich: Die Arbeitslosenrate am heimischen Arbeitsmarkt betrug vergangenes Jahr 8,5 Prozent.

Spezifische Ausnahmen geprüft

Die Regierung prüft laut ihrem Sprecher derzeit noch, ob spezifische Ausnahmen in Form von Saisonnier-Kontigenten im Tourismus, sowie eine Erweiterung der gegenwärtigen Ausnahmeliste um zusätzliche Berufe für den Fachkräftezuzug gemacht werden. 2017 arbeiteten die meisten kroatischen Arbeitskräfte in Österreich im Bereich Herstellung von Waren (4.903 Personen), am Bau (4.176), Beherbergung und Tourismus (4.062), im Handel, Instandhaltung und Reparatur von Fahrzeugen (3.848) und Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (3.086), teilte das Arbeitsmarkservice auf APA-Anfrage mit.

Kritik von NEOS und IHS

Die NEOS kritisierten den Regierungsentscheid scharf. „Durch die Öffnung des Arbeitsmarktes für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus Kroatien könnten beide Staaten profitieren und ihre saisonalen ‚Schwächen‘ ausgleichen“, sagte Arbeitsmarktsprecher Gerald Loacker. Auch IHS-Arbeitsmarktökonom Helmut Hofer sieht eine neuerliche Verlängerung der Arbeitsmarkt-Übergangsfrist tendenziell kritisch. „Wir haben derzeit noch Hochkonjunktur. Warum warte ich noch?“, so Hofer.