Mit Vorurteilen gegenüber Roma aufräumen

Dass Vorurteile gegenüber Roma und Sinti in der Gesellschaft nach wie vor bestehen, wurde nicht zuletzt in der Diskussion um Notreisende aus Rumänien in Vorarlberg sichtbar.

Für den Direktor des vorarlberg museum, Andreas Rudigier, kommt die Sommerausstellung „Romane Thana - Orte der Roma und Sinti“ deshalb gerade recht. Sie räumt auf mit Klischees und Stereotypen gegenüber diesen Volksgruppen.

Unmut über gleichzeitiges Bettelverbot & Laternenfest

„Ich habe mich extrem geärgert, als im Herbst 2015 in einigen Vorarlberger Städten ein Bettelverbot verhängt wurde und gleichzeitig an vielen Orten das Laternenfest in Erinnerung an den Heiligen Martin stattfand, der seinen Mantel mit den Bettlern teilte“, tat Rudigier heute zu Beginn der Presseführung zur Sommerschau des Museums seinen Unmut kund. Den moralisierenden Zeigefinger will das vorarlberg museum mit dieser Ausstellung trotzdem nicht erheben, „eine sensibilisierende Institution wollen wir aber sein“, ergänzte der Museumsdirektor.

Vorurteile bis heute gehalten

Nahezu alle Geschichten über Roma und Sinti wurden und werden laut Rudigier von Nicht-Roma erzählt. Es verwundert daher nicht, dass sich Vorurteile bis heute halten: Etwa dass die Bevölkerungsgruppe nicht arbeiten will, lieber stiehlt und bettelt und nicht sesshaft ist. „Romane Thana“ - also „Orte der Roma“ - ist eine Ausstellung, die mit diesen Klischees aufräumen will.

Roma und Sinti kommen selbst zu Wort

Sie lässt Roma und Sinti selbst zu Wort kommen und ihre Geschichte und Geschichten erzählen - an den Orten, an denen sie leben und arbeiten. Das sind die Siedlungen im Burgenland ebenso wie die Straßen Vorarlbergs, die Vernichtungslager der Nationalsozialisten oder der Wallfahrtsort Kloster Einsiedeln mit seiner schwarzen Madonna in der Schweiz. 2015 war die Schau bereits im Wien Museum und 2016 im Landesmuseum Burgenland zu sehen. In Vorarlberg ist sie ergänzt um Geschichten von Roma und Sinti aus der Region sowie um geschichtliche Dokumente, wie etwa Steckbriefe und Verhörprotokolle von „Zigeunern“ aus dem frühen 15. Jahrhundert aus Hohenems, die die massive Verfolgung bereits der ersten durch das Land ziehenden Roma belegen.

Geschichten von Dotschy Reinhardt in Bregenz

In Bregenz wurden die Beiträge beispielsweise um die Jazzsängerin Dotschy Reinhardt ergänzt. Sie erzählt von ihrem Aufwachsen in Oberschwaben, den Familienurlauben auf einem Campingplatz in Bregenz, ihrer Großmutter, die im „Ummenwinkel“ in Ravensburg (Baden-Württemberg) lebte, in dem die Nationalsozialisten 1935 ein „Zigeunerlager“ errichteten. Deren Insassen wurden 1943 nach Auschwitz deportiert und zum Großteil ermordet. Zu Wort kommen aber auch jene Roma, die in Vorarlberg Hilfe suchen. Sie berichten von ihrem Leben in Rumänien und in Vorarlberger Städten. Manche sind auf Betteln angewiesen, andere haben bereits Arbeit und Wohnung gefunden.

Ein leerer Tisch für Arbeitsmigranten

Ein Tisch im vorarlberg museum bleibt leer. Er ist den Roma und Sinti gewidmet, die im Zuge der Arbeitsmigration nach Vorarlberg kamen und unerkannt als „Serben“ oder „Jugoslawen“ leben. „Wir haben versucht verschiedene Quellen anzuzapfen, aber nur wenige dieser Menschen sind bereit, sich zu ihrer Identität zu bekennen“, berichtete Kuratorin Theresia Anwander. „Sie haben Angst vor Diskriminierung“, ergänzte die Geschäftsführerin des Vereins „Romano Centro“, Andrea Härle, die bereits die Ausstellungen in Wien und Eisenstadt kuratierte.

„Romane Thana. Orte der Roma & Sinti“

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