Alltagsprobleme behindern Brain Gain in Österreich

Jedes Jahr verlassen hochgebildete Migranten das Land, die der Forschungsstandort Österreich gut brauchen könnte. Grund dafür sind laut Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) Bürokratiehürden und mangelnde Willkommenskultur.

Dabei sind Unis, Forschungseinrichtungen und Unternehmen gut aufgestellt, wenn es darum geht, internationalen Wissenschaftern ein attraktives Umfeld zu bieten.

RFT-Berichts „Migration, Integration und Bildung“

Statistische Daten & Befragung

Das ist eines der Ergebnisse des neuen RFT-Berichts „Migration, Integration und Bildung“, den der stellvertretende RFT-Vorsitzende und Genetiker Markus Hengstschläger mit Bildungspsychologin Christiane Spiel nun präsentiert hat. Für den mehr als 100-seitigen Band wurden nicht nur statistische Daten zusammengetragen, es wurden auch Interessensgruppen aus Bildung und Forschung befragt und Betroffene - Schüler, Studenten, Forscher - zu ihren Erfahrungen interviewt.

Bürokratie und mangelnde Wertschätzung

„Für Wissenschafter, die nach Österreich kommen, ist es ordentlich mühsam, hier Fuß zu fassen“, fasst Hengstschläger zusammen. Betroffene klagen noch immer über Probleme bei der Anerkennung ihrer Abschlüsse, im Alltag treffen sie auf Unmengen bürokratischer Hürden - von nicht vorhandenem englischsprachigen Informationsmaterial über ruppigen Umgangston bei den Behörden bis zu Problemen beim Finden eines adäquaten Kindergarten- oder Schulplatzes für ihren Nachwuchs. Ein Wissenschaftler aus einem Nicht-EU-Land hat laut Spiel gar berichtet, dass nach seinem Visa-Antrag österreichische Behörden, ohne ihn zu informieren, Nachforschungen in seinem Umfeld vorgenommen hätten - inklusive Begutachtung der Hochzeitsfotos. Insgesamt werde über alle Gruppen hinweg ein Mangel an Wertschätzung beklagt, berichtet sie.

Attraktivierung über Soft Marker

Solche Alltagsprobleme würden sich per Mundpropaganda auch unter anderen Hochqualifizierten herumsprechen, die sich zwischen einer Stelle in Österreich und andernorts entscheiden müssen, warnt Hengstschläger. Sein Schluss: „Die Attraktivierung des Standortes Österreich für Forscher muss über solche Soft Marker passieren.“ Solche Mankos könnten nämlich selbst durch an sich attraktive Stellen und Arbeitsbedingungen schwer ausgeglichen werden.

Positive Mundpropaganda

Wenn Österreich vom Brain Drain zum Brain Gain kommen wolle, müsse es Rahmenbedingungen schaffen, damit Hochqualifizierte nach Österreich kommen wollen, hier Unterstützung erfahren und, wenn sie das Land wieder verlassen, unter anderen Hochqualifizierten Werbung für den Forschungsstandort Österreich machen.

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