Weibliche Genitalverstümmelung bis Ende 2030 stoppen

Fortschritte im Kampf gegen die weibliche Genitalverstümmlung (FGM): Regionen und Dorfgemeinschaften mit zusammen 8,5 Millionen Menschen verpflichteten sich im vergangenen Jahr, die grausame Praxis zu stoppen.

Dies erklärte der UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA) gestern in Genf. Der 6. Februar ist der Aktionstag gegen die vor allem in Afrika, der arabischen Halbinsel und in Südostasien verbreitete Praxis.

Weltweit 200 Millionen Frauen verstümmelt

Nach Schätzungen sind weltweit 200 Millionen Frauen so verstümmelt. Die Hälfte davon lebt in Ägypten, Äthiopien und Indonesien. In Somalia, Guinea und Dschibuti sind mehr als 90 Prozent der Frauen betroffen. UNFPA betont, dass FGM zwar teils als religiöse Vorschrift dargestellt wird. Dafür gebe es aber keine Grundlage. Die Praxis sei teils Jahrtausende alt. Oft beharrten ältere Frauen auf Beibehaltung der Tradition. Die UN will die Praxis bis 2030 völlig stoppen.

Immer mehr unterstützen Aufklärungskampagnen

Immer mehr afrikanische Länder unterstützten Aufklärungskampagnen, sagte Adebisi Adebayo vom Interafrikanischen Ausschuss für Fragen traditioneller Praktiken. Seit 2008 haben nach UNFPA-Angaben 13 Länder die FGM unter Strafe gestellt. Im vergangenen Jahr stellten vier weitere afrikanische Länder im nationalen Budget Geld für Aufklärung bereit. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) macht Druck auf Ärzte, sich nicht zu einer Genitalverstümmlung bereit zu erklären. Manche täten das, um zu verhindern, dass Mädchen unter unhygienischen Bedingungen beschnitten würden, sagte Christina Pallitto von der WHO. Die Praxis verstoße gegen die medizinische Ethik.

Schwere Komplikationen und Trauma

Bei der Verstümmelung werden oft schon Mädchen unter fünf Jahren die äußeren Genitalien beschnitten. Die Klitoris sowie die Schamlippen werden amputiert und teilweise zugenäht. Millionen Frauen erleben dabei später bei Geschlechtsverkehr und Geburt schwere Komplikationen sowie Trauma. Während bei der Beschneidung von Buben mit besseren Hygienemöglichkeiten und Krankheitsvorbeugung argumentiert wird, gibt es für die Genitalverstümmlung von Mädchen keinerlei medizinischen Argumente.

„Schwere Menschenrechtsverletzung“

„Dieser Eingriff ist eine schwere Menschenrechtsverletzung. Tradition wird dabei als Rechtfertigung für massive Gewalteingriffe hergenommen – das ist nicht tolerierbar“, betonte auch Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser anlässlich des Internationalen Tages.

Durchführung der Verstümmelung im Ausland auch strafbar

In Österreich müsse Bewusstsein geschaffen werden, denn auch hierzulande seien tausende Frauen und Mädchen betroffen oder potenziell gefährdet. Oft werde die Verstümmelung bei Urlaubsreisen in die Herkunftsländer vorgenommen, um das Verbot in Österreich zu umgehen. „Die Täter und Eltern machen sich aber auch strafbar, wenn die Verstümmelung im Ausland vorgenommen wird“, stellte Oberhauser in einer Aussendung klar. Schätzungen zufolge sollen auch in Wien etwa 2.000 betroffene Frauen leben. Das Strafausmaß für weibliche Genitalverstümmelung beträgt in Österreich bis zu zehn Jahren.

Über 47.000 Opfer in Deutschland

In Deutschland leben schätzungsweise rund 47.300 Opfer weiblicher Genitalverstümmelung. Das geht aus einer ersten Studie zur nationalen Verbreitung dieses Phänomens hervor, die das deutsche Familienministerium gestern vorgestellt hat. Ihre Zahl stieg im Zuge der Aufnahme zahlreicher Flüchtlinge seit Ende 2014 um etwa ein Drittel, wie aus der Untersuchung hervorgeht.

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