Ex-Außenminister: Tschechiens Präsident arbeitet für fremde Macht

Der frühere tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg hat den Präsidenten seines Landes, Miloš Zeman, nach dessen Nowitschok-Enthüllungen scharf kritisiert.

Karel Schwarzenberg

Michal Mecner

Der aus dem böhmischen Hochadel stammende Fürst Karel Schwarzenberg, der lange im Exil in Österreich gelebt hatte, war Zeman im Jahr 2013 in der ersten direkten Wahl des tschechischen Präsidenten durch das Volk unterlegen. Der 73 Jahre alte Zeman wurde im Januar für weitere fünf Jahre wiedergewählt.

„Wir haben ein Staatsoberhaupt, das für eine fremde Macht arbeitet“, sagte der konservative Politiker am Dienstag im tschechischen Rundfunk. Zeman hatte offengelegt, dass in Tschechien Forschung zu einem Nervenkampfstoff aus der Nowitschok-Klasse stattfand. Er habe damit den Interessen Moskaus und des Kremls gedient, sagte Schwarzenberg.

Der Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julia waren Anfang März in England mutmaßlich mit einem anderen Stoff aus der Nowitschok-Klasse vergiftet worden. London beschuldigt Russland, hinter dem Anschlag zu stecken. Zemans Äußerungen wurden von Moskau als Beweis für die eigene These angesehen, dass auch andere Länder in der Lage sind, derartige Nervenkampfstoffe herzustellen.

Schwarzenberg von der Partei TOP09 forderte die Regierung des populistischen Politikers und Multimilliardärs Andrej Babiš auf, sich dem Präsidenten klarer entgegenzustellen. „Sie sollten sagen: Der Herr Präsident verfolgt seine eigenen Interessen, er macht seine eigene Politik, die seiner Eitelkeit und dem Wohlergehen der Russischen Föderation entspricht“, empfahl der 80-Jährige.

Michael Heitmann | DPA