Wandbild in U-Bahn-Passage erinnert an NS-Opfer

In der U-Bahn-Station Schottenring wird man seit Donnerstag mit einem der größten Verbrechen aller Zeiten konfrontiert: Ein Wandbild erinnert an die Vertreibung und Ermordung jüdischer Bürger während der NS-Diktatur.

Das Wandbild in der Passage beim Ausgang Herminengasse zeigt, wohin die Opfer deportiert wurden. Gestaltet wurde es von der Künstlerin Michaela Melian auf Initiative von KÖR (Kunst im öffentlichen Raum) und den Wiener Linien.

Herminengasse Wandbild NS-Opfer

Iris Ranzinger

Das Schicksal der Menschen wird mit Linien nachgezeichnet

800 Menschen aus Herminengasse deportiert

Grundlage für die Arbeit ist das wissenschaftliche Forschungsprojekt der Historikerin Tina Walzer, wie es in einer Aussendung hieß. Laut ihren Recherchen wurden von 1938 bis 1945 nachweislich 800 jüdische Menschen aus der Herminengasse in unterschiedliche Lager oder Ghettos deportiert, die meist den sicheren Tod bedeuteten.

Das Schicksal der Betroffenen wird im wahrsten Sinn des Wortes nachgezeichnet. Linien führen von der Herminengasse im ehemals stark jüdisch geprägten Bezirk Leopoldstadt weg zu anderen Orten, also etwa nach Auschwitz, Treblinka, Mauthausen, Dachau oder Lublin. Für jede Person steht eine Linie, die von einem Wohnhaus in der Herminengasse zum jeweiligen Konzentrationslager führt.

Eröffnung an historischem Datum

Am Donnerstag wurde das Kunstwerk offiziell eingeweiht, wobei das Datum 19. Oktober bewusst gewählt wurde, betonte man: Vor genau 76 Jahren - am 19. Oktober 1941 - wurden 1.000 Personen vom Wiener Aspangbahnhof ins Ghetto Lodz/Litzmannstadt gebracht.