Auch Dubrovnik will Teil der EU sein

Kroatien ist seit langem zweigeteilt: Der Hauptteil des Staates umfasst das Kernland um Zagreb mit den Landesteilen Slawonien, Istrien und Norddalmatien. Hier leben 97 Prozent der kroatischen Bevölkerung. Getrennt davon liegt im äußersten Süden das Gebiet der einstigen Republik Dubrovnik. Ein zehn Kilometer breiter Streifen bosnischen Hoheitsgebietes trennt Dubrovnik vom Rest Kroatiens.

Wollen die Bewohner der Region Dubrovnik-Neretva auf dem Strassenweg in den Hauptteil Kroatiens reisen, müssen sie zwei Mal die Grenze passiern. Das gleiche gilt freilich auch für Touristen, die auf dem Landweg nach Dubrovnik wollen. Sie müssen von Norden kommend bei der Ortschaft Klek aus Kroatien aus- und zehn Kilometer Küstenstraße später wieder einreisen. Die Folge in der Hochsaison: Staus und Wut nicht nur bei Touristen.

Abgeschnitten vom Rest Europas

Durch den Beitritt Kroatiens zur EU am 1. Juli hat die Europäische Union dieses Problem geerbt. Jetzt ist auch das Unionsgebiet zweigeteilt: ein Riesenteil im Norden - und ein winziger kleiner Teil im Süden Kroatiens mit der Urlauberhochburg Dubrovnik. Die Bewohner Dubrovniks und die rund 120.000 Einwohner im gesamten Südabschnitt klagen seit langem, dass sie nicht durchgehend an das Straßennetz Kroatiens und damit der EU angeschlossen sind. Jetzt soll in diesem Winter sogar noch der wöchentliche Flug nach Frankfurt am Main gestrichen werden. „Dann sitzen wir in der Falle“, sagt der Journalist Luka Brailo.

Dubrovnik

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Dubrovnik zählt zu den beliebtesten Tourismuszielen Kroatiens

Im Oktober 2007 begann die kroatische Regierung mit dem Bau einer Brücke auf die Halbinsel Pelješac, um mit diesem Trick den bosnischen Korridor bei der Stadt Neum zu umfahren. Freie Fahrt für Einheimische und Urlauber, lautete die Devise. Doch schnell ging dem 300 Millionen Euro teuren Projekt das Geld aus. 2010 wurden die Arbeiten eingestellt. Nach dem EU-Beitritt hoffen die Brückenanhänger auf finanzielle Unterstützung durch Brüssel.

Neue politische Initiative in Brüssel

Schon wenige Wochen nach ihrem Einzug ins Europaparlament haben gleich zwei kroatische Abgeordnete die EU-Kommission auf dieses Projekt hingewiesen. Nach Darstellung von Außenministerin Vesna Pusić sieht die Kommission nach einer ersten Machbarkeitsstudie die 2,4 Kilometer lange und 21 Meter breite Brücke sehr positiv. Die in einem Verein zusammengeschlossenen Brückenbefürworter bilden einmal im Jahr eine private Bootskette vom Festland auf die Halbinsel Pelješac, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen.

Sturm gegen das Projekt läuft dagegen Bosnien-Herzegowina. Zwar weigert sich der Bürgermeister von Neum Živko Matuško hartnäckig, mit Journalisten zu sprechen, aber in der Hauptstadt Sarajevo wird dafür umso lauter geklagt: Die Brücke verlege Bosnien den international garantierten Zugang zum offenen Meer. Daneben sei die Brücke durch Wind und Erdbeben gefährdet. Hinter vorgehaltener Hand wird der Widerstand mit den Worten begründet: „Wir werden zur Sackgasse.“

Umweg über Pelješac soll Reisezeit deutlich verkürzen

In Kroatien sind mittlerweile auch die letzten Brückenskeptiker überzeugt. „Ich war einer der größten Gegner dieses Projekts, aber jetzt haben sich die Dinge so geändert, dass ich für die Pelješac-Brücke bin“, sagt Regierungschef Zoran Milanović.

Das kroatische Ingenieurbüro Jelić hat noch eine andere Idee. Es schlägt statt einer Brücke den Bau eines Tunnels vor - das sei mit 78 Millionen Euro deutlich billiger. Ob Brücke oder Tunnel: die Tage der einzigen Exklave Kroatiens, der Region Dubrovnik-Neretva, scheinen gezáhlt.

Die Österreicher sind seit Jahren unter den ersten Fünf der größten Kroatien-Urlaubergruppen, voriges Jahr waren sie an dritter Stelle.