Ursula Hemetek erhält Wittgenstein-Preis 2018

Der Wittgenstein-Preis 2018 geht an die Musikwissenschafterin Ursula Hemetek und den Mathematiker Herbert Edelsbrunner, gab der Wissenschaftsfonds FWF heute bekannt.

Die als „Austro-Nobelpreis“ geltende Auszeichnung ist mit jeweils 1,4 Mio. Euro dotiert und damit der höchste Wissenschaftsförderpreis in Österreich. Jeweils mit bis zu 1,2 Mio. Euro dotierte Start-Preise gehen an sechs Nachwuchsforscher.

Preis erstmals an Kunstuniversität

Der Wittgenstein-Preis geht mit Ursula Hemetek zum ersten Mal an eine Kunstuniversität. Die Musikwissenschafterin lehrt seit 1992 an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw) und leitet seit 2011 das Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie.

Ethnomusikologin Ursula Hemetek

mdw/Doris Piller

Ethnomusikologin Ursula Hemetek

Gründung von internationalem Forschungszentrum

Die 61-jährige Musikwissenschafterin Hemetek hat mit der Minderheitenforschung ein neues Feld innerhalb ihres Fachs geschaffen. Für die Erforschung von Minderheiten und ihrer Musik hat sie neue Zugänge, Methoden und Theorien entwickelt. Ethnomusikologie ist für Hemetek eine partizipative Wissenschaft mit gesellschaftspolitischer Verantwortung. Deshalb will sie laut FWF mit dem Wittgenstein-Preis ein internationales Forschungszentrum für ethnomusikologische Minderheitenforschung an der Musik-Uni Wien gründen.

„Zur Schaffung einer gerechteren Gesellschaft“

Laut mdw-Presseaussendung betont Ursula Hemetek, dass „durch diesen Preis einerseits das Fach Ethnomusikologie Anerkennung findet, ebenso wie die Forschung zu Minderheiten in diesem Fach.“ Für sie sei die Arbeit mit der Musik von marginalisierten Gruppen zu einem „Lebensthema“ geworden. „Es ist ein gesellschaftspolitisch relevantes Thema, denn es geht um Menschen, die Diskriminierung erfahren, und die Zusammenarbeit zwischen Forschenden und Musizierenden ist in der Ethnomusikologie durch die Methode der Feldforschung sehr eng. Die Forschung soll zur Schaffung einer gerechteren Gesellschaft mit den Mitteln der Musik beitragen“, so Hemetek.

Symposium

Interessierte können sich beim Symposium „ICTM Joint Symposium of the Study Group on Music and Minorities and the Study Group on Music and Gender“, das von 23. bis 31. Juli 2018 an der mdw stattfindet, Einblicke in das Arbeitsfeld von Ursula Hemetek verschaffen.

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Traditionelle Musik von Minderheiten

Hemetek, am 12. Oktober 1956 in Wien geboren, studierte an der Uni Wien und wurde 1987 mit einer Arbeit über Hochzeitslieder der burgenlandkroatischen Gemeinde Stinatz/Stinjaki promoviert. 2001 habilitierte sich Hemetek in Musikwissenschaft mit dem Spezialgebiet Ethnomusikologie. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die traditionelle Musik von Minderheiten in Österreich, insbesondere der Roma, burgenländischen Kroaten sowie der Migrantinnen, Migranten und Flüchtlinge. Sie engagierte sich auch politisch, u.a. als Obfrau der Initiative Minderheiten und ist stellvertretende Vorsitzende des Senats der Musik-Uni Wien.

Edelsbrunner Gründer der Computertopologie

Der Mathematiker Herbert Edelsbrunner bringt dem Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg (NÖ) den dritten Wittgenstein-Preis. Er gilt als Gründungsvater der Computertopologie und zählt zu den weltweit führenden Forschern auf diesem Gebiet.

„Bestätigung für allerhöchste Exzellenz“

Die vom Wissenschaftsministerium finanzierte und vom FWF vergebene Auszeichnung - die Preisträger werden von einer Jury ausländischer Wissenschafter ausgewählt - soll exzellenten Forschern eine „außergewöhnliche Steigerung ihrer wissenschaftlichen Leistung ermöglichen“. Den Preis zu erhalten sei „eine Bestätigung für allerhöchste Exzellenz über einen längeren Zeitraum“, erklärte FWF-Präsident Klement Tockner.

Die Start- und Wittgenstein-Preise werden am 12. September im Rahmen des „Be Open“-Festivals zum 50-jährigen Bestehen des FWF verliehen.

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