Gedenk- und Bewusstseinsarbeit ausgezeichnet

Zum zweiten Mal stifteten das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) und die Österreichische Lagergemeinschaft Mauthausen (ÖLM) den Hans Maršálek-Preis für herausragende Leistungen im Bereich der Gedenk-, Erinnerungs- und Bewusstseinsarbeit.

Donnerstag Abend wurden die Siegerprojekte des Hans Maršálek-Preises im Palais Epstein prämiert. Mit den Auszeichnungen wird an den Zeitzeugen Hans Maršálek erinnert, der sein Leben nach dem Zweiten Weltkrieg der Erforschung und Dokumentation der Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen und seiner Außenlager gewidmet hat. Geehrt wurden Projekte, die das Wirken Maršáleks fortführen. Aus 22 eingereichten Projekten aus dem In- und Ausland wurden vier Projekte ausgezeichnet.

Verleihung der Hans Maršálek-Preise 2018

Parlamentsdirektion / Johannes Zinner

1. Preis für RE.F.U.G.I.U.S.

Erster Preis für RE.F.U.G.I.U.S.

Den ersten Preis erhielt das burgenländische Projekt der Initiative „RE.F.U.G.I.U.S. - Rechnitzer Flüchtlings und Gedenkinitiative“, dass sich dem Forschen und Erinnern von Orten nationalsozialistischer Endphasenverbrechen im heutigen Burgenland widmet.

Zweiter Preis für Katholische Jugend OÖ, Region Ennstal

„Wir verneigen uns tief vor Hans Maršálek. Seine Erinnerung müssen wir weitertragen. Die Auseinandersetzung der Katholischen Jugend OÖ mit den damaligen Todesmärschen ist beeindruckend und beispielgebend“, so Laudator Bischof Maximillian Aichern. Mit dem Projekt der Katholischen Jugend OÖ, Region Ennstal „zum:verGEHEN:erinnern“ setzen sich die Jugendlichen mit dem Todesmarsch ins Konzentrationslager auseinander. Dutzende Jugendliche rückten die Geschehnisse in das Gedächtnis. Sie fertigten Holzskulpturen an, die in ihrer gebeugten Haltung an den Todesmarsch erinnern.

Verleihung der Hans Maršálek-Preise 2018

Parlamentsdirektion / Johannes Zinner

2. Preis für „zum:verGEHEN:erinnern“

Dritter Preis für steirisches MKÖ Schloss Lind

„Handeln und Zivilcourage sind für mich eng mit dem Schloss Lind verbunden. Das beeindruckende Engagement der BetreiberInnen und die bunte Vielfalt der Aktionen spiegeln die Arbeit des MKÖs wider,“ betonte Geschäftsführerin Christa Bauer vom Mauthausenkommitee. Das Projekt: „das ANDERE heimatmuseum: kunst und gedenken-gedenk/kunst“ erhielt den 3. Preis. Einer der Höhepunkte des Projekts waren die Lichtfeiern, die den Fluss Enns an zehn verschiedenen Orten in ein leuchtendes Mahnmal verwandelten. Bei Zeitzeugengesprächen kam es zu berührenden Begegnungen zwischen Jung und Alt.

Verleihung der Hans Maršálek-Preise 2018

Parlamentsdirektion / Johannes Zinner

3. Preis für „das ANDERE heimatmuseum: kunst und gedenken-gedenk/kunst“

Anerkennungspreis für Gymnasium Ried im Innkreis

Das Gymnasium Ried in Innkreis bekam den Anerkennungspreis für ihr Theaterprojekt: „Charlotte Taitl - Ein paar Schritte bis in den Tod“ verliehen. In seiner Laudatio lobte der Präsident des Comitee International de Mauthausen Guy Dockendorf die Innovation und die Empathie der Preisträgerinenn und Preisträger. „Das Projekt zeigt ganz eindeutig, wie wichtig die Sprache ist, die Wahl der Worte. Ich gratuliere herzlich.“

Verleihung der Hans Maršálek-Preise 2018

Parlamentsdirektion / Johannes Zinner

Anerkennungspreis für „Charlotte Taitl - Ein paar Schritte bis in den Tod“

Stafette der Erinnerung an zukünftige Generationen weiterreichen

Die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures erinnerte an das Leben und Wirken von Hans Maršálek: „Es gibt sie, diese Menschen, die einen prägen. Sie sind eng verbunden mit den Erfahrungen, die unser Leben geformt haben. Hans Maršálek gehörte zu diesen besonderen Menschen.“ Bures dankte dem Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ), das aus der österreichischen Erinnerungskultur nicht wegzudenken sei. „Von den Überlebenden hat das Komitee die Stafette der Erinnerung übernommen und reicht sie an heutige und zukünftige Generationen weiter, damit auch sie die Geschichte neu und ehrlich beleuchten können um sie zu bewahren, und ja, damit auch sie sie einmal weitergeben können,“ so Bures. Die vier Projekte, die in Erinnerung an Hans Maršálek ausgezeichnet werden, leisten auch ihren Beitrag für einen starken demokratischen Herzschlag. „Denn sie setzen sich für eine offene und friedliche, für eine solidarische Gesellschaft ein“, unterstrich Bures.

„Jugend, Innovation und Zivilcourage“

Der Vorsitzende des Mauthausen-Komitees Willi Mernyi zeigte sich von den eingereichten Projekte begeistert: „Die Projekte, die ausgezeichnet werden, sind Beispiele erfolgreicher Gedenk- und Bewusstseinsarbeit. Sie spiegeln die Arbeit der Initiativen im Netzwerk des Mauthausen Komitees Österreich wider. Jugend, Innovation und Zivilcourage, die für Hans Maršálek besonders wichtig waren, sind deutlich sichtbar.“

„Beiträge, die diese Wachsamkeit bewirken“

Bundespräsident a.D. Heinz Fischer mahnte in seiner Festrede Wachsamkeit ein. „Das Schreckliche, das in den 30er und 40er Jahren passiert ist, wird sich nicht gleich wiederholen. Es werden nicht dieselben Parolen sein, nicht dieselben Hitlers, Göbbels usw. Es werden auch nicht die gleichen Symbole sein, sondern das Schreckliche wird sich tarnen. Das Inhumane sucht sich neue Formen und neue Parolen, deshalb gilt es für uns, wachsam zu sein und auch zu bleiben. Man muss genau aufpassen und genau hinhören. Es ist von immenser Bedeutung, dass wir uns nicht täuschen lassen. Es darf nicht passieren, dass wir Worte verwenden, die ausgrenzen, rassistisch sind oder andere Menschen als minderwertig bezeichnen. Hier ist unsere Wachsamkeit gefragt. Die Arbeiten, die heute gewürdigt werden, sind Beiträge, die diese Wachsamkeit bewirken“, so Fischer.

Mahnmal in Rechnitz

Der Vorsitzende der Jury, Helmut Edelmayr, gratulierte den Preisträgerinnen und Preisträger zu ihrem langjährigen Engagement. "Seit 1991 setzt sich die Rechnitzer Flüchtlings- und Gedenkinitiative (RE.F.U.G.I.U.S) unter ihrem Vorsitzenden Paul Gulda dafür ein, dass der Kreuzstadl in Rechnitz, in dessen Nähe im März 1945 rund 180 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter ermordet und an Ort und Stelle verscharrt wurden, als Mahnmal erhalten bleibt. Die jährlichen organisierten Symposien in Oberwart beschäftigen sich immer mit neuen Themenbereichen. Die Aufarbeitung des damaligen Geschehens in Rechnitz und in der Region konnte vieles wieder in Erinnerung bringen, hieß es.

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