Erste afroösterreichische Vize-Bezirkschefin in Wien

Die Wiener SPÖ hat am Dienstag die neue stellvertretende Bezirksvorsteherin der Inneren Stadt vorgestellt. Die 37-jährige Mireille Ngosso ist die einzige afroösterreichische Vize-Bezirkschefin der Stadt.

„Dass ich als Frau mit sichtbarem Migrationshintergrund in diese Funktion gewählt wurde, ist ein Signal für die Weltoffenheit dieser Stadt und vor allem auch der SPÖ Innere Stadt“, sagte sie.

Mireille Ngosso (SPÖ) neue stellvertretende Bezirksvorsteherin in der Inneren Stadt Wien

APA/Georg Hochmuth

Mireille Ngosso (SPÖ) - neue stellvertretende Bezirksvorsteherin in der Inneren Stadt Wien

Vorbild für andere aus afroösterreichischen Community

Sie sehe sich auch als Vorbild für andere Menschen aus der afroösterreichischen Community, sich verstärkt in der Politik zu engagieren. „Ich bin sicher, dass dadurch auch andere motiviert werden“, sagte Ngosso im Rahmen der Pressekonferenz, bei der sie ihre Ziele für den Bezirk präsentierte. Insgesamt habe sich in letzter Zeit schon etwas getan. So sei etwa kürzlich mit der gebürtigen Irakerin Saya Ahmad (SPÖ) im Alsergrund die erste Bezirksvorsteherin mit Migrationshintergrund gewählt worden.

„Eine Frau mit viel Elan und Energie“

Ngosso ist seit 2015 Bezirksrätin in der Inneren Stadt. Sie löst im Juni Daniela Ecker-Stepp ab, die zwölf Jahre lang stellvertretende Bezirksvorsteherin war. „Sie ist eine Frau mit viel Elan und Energie, da fällt es leicht, das Amt abzugeben“, sagte Ecker-Stepp über ihre Nachfolgerin. Für sie selbst sei immer klar gewesen, nicht als Politikerin in Pension gehen zu wollen.

Wohnraum immer weniger leistbar

Wichtigstes Anliegen der designierten Vize-Bezirkschefin ist es, dass „der erste Bezirk ein Wohnbezirk“ bleibt. Als eine Ursache dafür, dass der Wohnraum immer weniger und weniger leistbar werde, macht Ngosso Online-Zimmervermittler wie Airbnb verantwortlich. Über 200 Wohnungen würden ganzjährig gewerblich vermietet. Ngosso will einen Runden Tisch zu dem Thema einberufen und fordert eine Beschränkung der Vermietungsdauer auf 60 Tage. Außerdem sollen die sogenannten Wohnzonen im Bezirk ausgeweitet werden.

Schwerpunkt auf Gesundheit setzen

Einen weiteren Schwerpunkt will Ngosso, die als Ärztin tätig ist, auf das Thema Gesundheit legen. Rund 90 Prozent der Ärzte in der Inneren Stadt würden ihre Leistung auf privater Basis anbieten. Um den ersten Bezirk für Kassenärzte attraktiver zu machen, soll etwa geprüft werden, ob leer stehende Geschäftslokale als Gemeinschaftspraxen genutzt werden können. Außerdem will sich Ngosso für den Nichtraucherschutz einsetzen und Gastronomiebetriebe davon überzeugen, freiwillig Nichtraucherlokale zu werden.

Mit den Eltern aus Kongo geflüchtet

Ngosso wurde 1980 in der Demokratischen Republik Kongo geboren. Als sie drei Jahre alt war, flohen ihre Eltern mit ihr nach Wien. „Wir haben sehr viel Hilfe durch die Bevölkerung erhalten, aber auch von der Kirche und der SPÖ“, erzählte Ngosso: „Es war für mich nicht immer eine einfache Zeit, aber eine schöne Zeit.“ Für die Politik interessierte sie sich schon früh. Als Kind habe sie ihren Vater zu Hausbesuchsaktionen begleitet. Seit 2010 ist sie in der Wiener SPÖ aktiv. Ngosso studierte Medizin und arbeitet als Turnusärztin im Krankenhaus Hietzing. Sie ist verheiratet und hat einen Sohn.