Wiener CORE-Projekt zur Integration von Flüchtlingen

Mit dem EU-geförderten Projekt „CORE – Integration im Zentrum“ schafft die Stadt Wien Raum für innovative Ansätze bei der Integration von Flüchtlingen: Geflüchtete werden zu Lehrern ausgebildet, zur Selbstständigkeit beraten und als Peer-Mentoren geschult.

Der Wiener Bildungs- und Integrationsstadtrat Jürgen Czernohorszky und Flüchtlingskoordinator Peter Hacker stellten gestern im Rahmen eines Pressegesprächs die vielfältigen CORE-Projekte vor und zogen eine erste Bilanz. „Uns ist es wichtig, dass Flüchtlinge in unserer Stadt möglichst schnell auf eigenen Beinen stehen und ihr Leben selbst in die Hand nehmen können. Das Projekt CORE legt daher den Fokus auf die Fähigkeiten, Kenntnisse und Erfahrungen von Flüchtlingen“, erklärte Czernohorszky. CORE sei als Ergänzung zu anderen Maßnahmen wie Deutschkursen zu verstehen, stärke die Selbstständigkeit und sei ein wichtiger Raum für Bildung, Austausch und Information, ergänzte Hacker.

Einsatz von Flüchtlingen in Schulen

Der Stadtschulrat für Wien hat im Rahmen des Projekts CORE die Möglichkeiten des Einsatzes von Flüchtlingen mit pädagogischen Kenntnissen erhoben und für zwei Zielgruppen Maßnahmen entwickelt: einerseits für Asylwerber mit pädagogischen Vorerfahrungen sowie andererseits für asylberechtigte Lehrer.

CORE ist ein Gemeinschaftsprojekt von MA 17 – Integration und Diversität, Fonds Soziales Wien, Stadtschulrat für Wien, Wirtschaftsagentur Wien sowie dem waff (Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds). CORE wurde im Herbst 2016 von der Europäischen Kommission im Rahmen der Urban Innovative Actions Initiative (UIA) als eines von 18 Siegerprojekten ausgewählt. Die Laufzeit beträgt drei Jahre. Projektstart war im November 2016.

Beschäftigung mit gemeinnütziger Tätigkeit

Für Asylwerberinnen und Asylwerber mit pädagogischen Kenntnissen sowie Deutschniveau B1 bietet der Stadtschulrat eine Beschäftigung im Rahmen einer gemeinnützigen Tätigkeit wie etwa die Begleitung bei Exkursionen, Unterstützung bei der Elternarbeit oder in der Lernbetreuung. Bisher sind 21 Personen an 17 Wiener Volksschulen und vier Neuen Mittelschulen tätig.

Zertifikatskurs für geflüchtete Lehrer

Da geflüchtete Lehrerinnen und Lehrer bislang keine Möglichkeit hatten, in Österreich in ihrem gelernten Beruf tätig zu werden, wurde im Rahmen von CORE ein Zertifikatskurs entwickelt, der sie dazu berechtigt, an einer österreichischen Schule zu unterrichten. Der Zertifikatskurs ist ein europaweit einzigartiges Projekt der Universität Wien und richtet sich an geflüchtete Lehrerinnen und Lehrer der Sekundarstufe mit einem Bachelor-Abschluss im Herkunftsland, anerkanntem Bleiberecht bzw. dauerhaftem Schutz, abgeschlossenem Studium und Berufserfahrung sowie ausreichenden Deutschkenntnissen. 23 Kursteilnehmer absolvieren derzeit den zweisemestrigen Kurs, der im Juni 2018 abgeschlossen wird.

Workshops zur Vorbereitung auf Selbständigkeit

Die Wirtschaftsagentur Wien bietet im Rahmen von CORE vertiefende Workshops zur Vorbereitung auf die Selbstständigkeit an. Dabei handelt es sich um besonders nachgefragten Branchen, wie Tischlerei, Bäckerei/Konditorei, Gastronomie und IT. Ziele sind die Heranführung zur Anerkennung der mitgebrachten Qualifikationen, die Wissensvermittlung im Bereich der Anforderungen für die Ausübung von gewerblichen Berufen, die Vermittlung von theoretischem und kaufmännischem Wissen sowie die Heranführung an die IT-Programmierung in Zusammenarbeit mit dem Verein RefugeesCode.

„Peer Monitoring“ zur Arbeitsmarktintegration

Der waff setzt im Rahmen von CORE mit dem Verband UNDOK ein „Peer Mentoring“ im Bereich Arbeitsmarktintegration um: Asylwerber und anerkannte Flüchtlinge werden in ihrer jeweiligen Muttersprache zu Themen wie Anerkennung von Ausbildungen, Arbeitsmarktzugang sowie Rechte und Pflichten von Arbeitnehmern informiert. Personen, die selbst Fluchterfahrung haben, informieren über den sozial- und arbeitsrechtlichen Rahmen sowie die gelebte Praxis. Bisher haben 39 Infomodule mit über 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer stattgefunden.

Auf vorhandene Ressourcen aufmerksam machen

Die Peer-Mentoren-Programme für Jugendliche und den Bereich Frauengesundheit setzen auf „Hilfe von Geflüchteten für Geflüchtete“. Ziel der Programme ist, auf vorhandene Ressourcen von geflüchteten Menschen aufmerksam zu machen und diese nicht nur für sie selbst, sondern auch innerhalb ihrer Communities nutzbar zu machen.

Wege der Aus- und Weiterbildung

Beim Peer-Mentoring für jugendliche Geflüchtete werden Themen wie Demokratie, Menschenrechte und Geschlechtergerechtigkeit in Österreich vertieft und Strategien erarbeitet, wie dieses Wissen an andere weitergegeben werden kann. Wege zur Aus- und Weiterbildung sowie Ideen zur aktiven, Gestaltung von Freizeit, Nachbarschaft und Gesellschaft werden ebenfalls diskutiert. Zentralen Stellenwert nimmt die Persönlichkeitsbildung der Jugendlichen ein. Aktuell werden rund 20 Jugendliche, die das Programm bereits absolviert haben, dabei begleitet, eigene Integrationsangebote umzusetzen.

Bedürfnisse von Schwangeren und jungen Müttern

Das Mentoring-Programm zu Frauengesundheit fokussiert auf besondere Bedürfnisse von Schwangeren und jungen Müttern mit Fluchterfahrung. Es dient der Erweiterung von bereits vorhandenem Wissen und der Praxis von Frauen, die in ihrem Herkunftsland Hebammen, Gynäkologinnen oder Kinderärztinnen waren. Themen sind unter anderem der Mutter-Kind-Pass und Abläufe in Wiener Krankenhäusern. Ein fachspezifischer Deutschkurs sorgt für das notwendige medizinische Fachvokabular. Sechs Peer-Mentoren geben ihr Wissen aktuell in den Infomodulen im Rahmen von Start Wien an andere Geflüchtete weiter.

Im Rahmen von CORE wurde auch eine neue Website als digitale Anlaufstelle für Flüchtlinge vorgestellt. Als Serviceplattform werden mehrsprachige Informationen zur besseren Orientierung und zum Leben in der Stadt zur Verfügung gestellt.

Link: