Minderjährige Flüchtlinge werden zu wenig beachtet

Der Universalkünstler André Heller hat sich für mehr Aufmerksamkeit für minderjährige Flüchtlinge ausgesprochen. „Seit 2015 gibt es 100.000 unbegleitete geflohene Minderjährige in Europa, deren Bedürfnisse nicht respektiert werden“.

Dies sagte Heller heute vor Medienvertretern im Rahmen der fünften NOW-Konferenz in Wien, die internationale Organisationen und Kommunalpolitiker vernetzt.

Sozialer Zusammenhalt

Die Initiative „Act.Now“, die von Heller, Patricia Kahane und Elke Zuckermann 2015 gegründet wurde, organisiert halbjährlich eine NOW-Konferenz. Die fünfte Tagung steht im Zeichen des sozialen Zusammenhalts auf kommunaler Ebene unter besonderer Berücksichtigung von Kindern und Jugendlichen. „Wir wollen damit Synergien bündeln“, sagte Heller. „Gesellschaftlicher Zusammenhalt betrifft jeden“, fügte er hinzu. „In Jordanien rekrutiert der IS Kinder an Schulen“, sagte Heller. Das Land verwende „ein Viertel seines Budgets“ für Flüchtlinge. Für Heller sollten sich das besonders diejenigen zu Herzen nehmen, die sich „die Hose nass machen, wenn 17 Flüchtlinge in ihren Ort kommen.“

CFCI für Interessen von Kindern in urbanen Gebieten

Einen wichtigen Impuls für Kinder gibt die UNICEF-Initiative für kinderfreundliche Städte (CFCI), die die Interessen von Kindern in urbanen Gebieten umsetzt. Louise Thivant von CFCI berichtete, dass die Initiative in weltweit 38 Ländern umgesetzt worden sei, in Österreich bereits in 140 Gemeinden. Dabei würden die Besonderheiten der einzelnen Gemeinden berücksichtigt. „Wir müssen alle Kinder erreichen, nicht nur die aus reichem, gut ausgebildetem Elternhaus“, sagte Thivant.

„Vier Schulen zu einer zusammengefasst“

Ein weiteres erfolgreiches Projekt für Kinder auf Gemeindeebene stellte die Lokalpolitikerin Veronica Andersson aus Nyköping in Schweden vor. „Wir haben vier Schulen zu einer zusammengefasst“, erklärte sie. Alle Kinder, ungeachtet der sozialen Herkunft, gingen so in dieselbe Schule. „Das System inkludiert alle, ungeachtet der Herkunft“, betonte sie. „Die Leistung der Kinder hat dadurch stark zugenommen“, so Andersson. „Dabei hat auch niemand seinen Job verloren“, versicherte die Lokalpolitikerin. Dank der vielen Lehrkräfte würden die Kinder in allen Fächern nun von den passenden Lehrern unterrichtet. „Früher musste beispielsweise der Sportlehrer auch Deutsch unterrichten, das ist jetzt nicht mehr der Fall“, fügte sie hinzu.

Besser Unterstützung von Gemeinden

Der Soziologe und Stadtspezialist Yuri Kazepov von der Universität Wien erklärte, dass die Kommunen und Städte mit sozialen Projekten oft allein gelassen würden. „Subsidiarität ist für Städte sehr wichtig, doch diese muss aktiv Verantwortung übernehmen und die nötigen Ressourcen erhalten“, so Kazepov. Oft werde aber lediglich die Verantwortung an die Gemeinden abgegeben, ohne ihnen die finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen. „Dadurch wächst die Ungleichheit und Ungerechtigkeit in den Städten“, fügte der Experte hinzu. Er forderte darum, gerade in Bezug auf die Migration, die Gemeinden besser zu unterstützen.

Aufruf zu mehr sozialem Engagement

Deshalb hat André Heller auch zu mehr sozialem Engagement aufgerufen. „Es gibt Situationen im Leben, da sagt Dir eine innere Stimme: Du musst jetzt was tun, bleib nicht zu Hause sitzen, misch Dich ein“, sagte Heller im APA-Interview am Rande der Konferenz am Dienstag. „Wenn man dann was begriffen hat, dann gibt einem seine Seele einen Ratschlag“, erklärte Heller. „Die sagt: Misch Dich ein, erkundig Dich, was in deinem Grätzl zu tun ist, was in Deiner Familie, deiner Pfarre, irgendeiner Organisation zu tun ist“, so der Künstler weiter.

„Wir können nicht immer nur jammern“

„Wir müssen uns um die Menschen kümmern. Wir können nicht immer nur jammern, dass die Dinge schlechter werden und aus dem Ruder laufen. Wir müssen wenigstens unsere bescheidenen Beiträge einbringen um etwas zu verbessern“, forderte er. Es gebe „uferlos“ viele Probleme, um die man sich kümmern müsse. „Der gelernte Pessimist sagt dann: Man weiß ja nicht wo man anfangen soll, fangen wir gleich gar nicht an“, erklärte der Künstler. Die Organisationen, die sich durch die Konferenz vernetzten, bemühten sich jedoch, etwas zu verändern - „selbst wenn es ein halber Millimeter ist“, so Heller. Um sich einbringen zu können, sei es Besonders wichtig gut informiert zu sein. „Dafür brauchen wir solche Veranstaltungen, ich habe in den letzten Tagen viel gelernt“, berichtete er.

Link: