Mini-Verbesserung für Frauen im Gleichstellungsindex

Der vom Arbeitsmarktservice (AMS) veröffentlichte Gleichstellungsindex Arbeitsmarkt zeigt nur marginale Verbesserungen für Frauen.

Die größte Veränderung gab es demnach noch beim Einkommen, erklärte Martina Maurer von der Abteilung Arbeitsmarktpolitik für Frauen im Gespräch mit der APA.

Gleichstellungsindex mit 31 Indikatoren

Für den vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) entwickelten Gleichstellungsindex werden 31 Indikatoren zu vier Teilindizes und einen Gesamtindex gebündelt. Die vier Themenbereiche umfassen Arbeit und dessen Schnittstellen Einkommen, Bildung und Familie. Der Frauenwert in Prozent des Männerwertes spiegelt dabei das Geschlechterverhältnis wider. Bei einem Wert von 100 Prozent wäre die Gleichstellung zwischen Frauen und Männern am Arbeitsmarkt erreicht. Der Index wird alle zwei Jahre aktualisiert und liegt nach 2015 nun zum zweiten Mal vor.

71 Prozent Gleichstellung

Am Arbeitsmarkt sind 71 Prozent Gleichstellung erreicht, das ist eine kleine Verbesserung zur Erhebung 2015, als es laut WIFO 70 Prozent waren. Damit ist weiterhin ein Verbesserungspotenzial von rund einem Drittel vorhanden. Die größte Verbesserung gab es beim Einkommen, dies ist auf die Faktoren Niedriglohnbeschäftigung und Niedrigeinkommen zurückzuführen. Erklärt werden kann dies damit, dass in den Kollektivverträgen in den letzten Jahren die Niedriglöhne besser berücksichtigt wurden, zunehmend mehr Frauen höher qualifiziert sind und es im Vergleich zu den Männern bei Frauen einen stärkeren Rückgang bei den Hilfsarbeiterinnen gab. Dennoch sind Frauen weiterhin wesentlich stärker von Niedriglöhnen betroffen, gibt Maurer zu bedenken: 22,4 Prozent und damit jede fünfte Frau in Österreich ist niedriglohnbeschäftigt, während es bei Männern jeder zehnte ist.

Niedrige Löhne bereits beim Berufseinstieg

Die Verbesserungen dürfen auch nicht darüber hinweg täuschen, dass der Einkommensunterschied in Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Staaten sehr groß ist. Im Teilbereich „Einkommen beim Berufseinstieg“ etwa liegt die Indexzahl österreichweit bei 70 Prozent, das heißt, Frauen bekommen bereits beim Berufseinstige seltener als Männer Einkommen von mindestens 1.800 Euro brutto. Frauen sind im Durchschnitt auch höher gebildet als Männer, hier erreichen sie einen Indexwert von 118 Prozent. Dies schlägt sich aber nicht in den Faktoren Arbeit und Einkommen nieder, stellt Maurer fest.

Nachholbedarf im Bereich Familie

Den größten Nachholbedarf sieht sie im Bereich Familie, hier erreichen Frauen nur 39 Prozent der Werte der Männer (2015: 38 Prozent). Zwar gehen mehr Männer in Karenz als in den Vorjahren, tun dies allerdings kürzer. Während bei Frauen das Einkommen hinterher sinkt, erhalten Männer nach einer Karenz teils sogar ein höheres Gehalt. Gründe dafür sind, dass Frauen oft nur in Teilzeit zurückkehren oder sogar die Branche wechseln. „Frauen sind gut ausgebildet, werden aber weniger ausbildungsadäquat beschäftigt. Da geht viel Potenzial verloren“, so die Expertin.

Besseres Abschneiden in Wien

Von den 31 Indikatoren gibt es laut Maurer lediglich zwei, bei denen Frauen besser gestellt sind. Es sind dies die Arbeitslosenquote sowie die wiederkehrende Arbeitslosigkeit. Im Vergleich der Bundesländer schneidet Wien bei der Gleichstellung wesentlich besser ab (Indexwert von 81 Prozent). Dies liegt laut Maurer unter anderem am Kinderbetreuungsangebot, dem Öffi-Angebot, der eine größere Mobilität ermöglicht, und dem großen öffentlichen Dienst in der Bundeshauptstadt.

Arbeitsmarktpolitisches Frauenprogramm

Das AMS hat bereits auf diese Analysen mit einem arbeitsmarktpolitischen Frauenprogramm reagiert, das auf Laufbahnberatung und Qualifizierung setzt. Frauen werden etwa auch beim Wiedereinstieg in den Beruf unterstützt.

Flächendeckendes ganztägiges Kinderbetreuungsangebot

Um die Gleichstellung zu fördern, braucht es aus Sicht des AMS flächendeckend ein ganztägiges Kinderbetreuungsangebot - auch für die Jüngsten und für Schulkinder. Für eine höhere Väterbeteiligung seien Anreizsysteme gefordert und Frauen soll ein früher Wiedereinstieg in den Beruf ermöglicht werden. Nötig seien auch eine neue Arbeitsbewertung und mehr Einkommenstransparenz. Maurer verwies hier auch auf die neue Toolbox für Einkommensberichte

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