Seerettungen nicht Grund für mehr Flüchtlinge

Hilfsorganisationen wird immer wieder von Politikern und der EU-Grenzschutzagentur Frontex etwa vorgeworfen, durch ihre Rettung von Flüchtlingen auf hoher See zu einem vermehrten Flüchtlingszustrom beizutragen. Nun stellt sich eine Studie dieser These entgegen.

Die Forscher von Goldsmiths, einer Institution der University of London, analysierten Statistiken und Berichte und sprachen mit Behörden, Helfern und Migranten. Sie kommen in ihrer am Freitag veröffentlichten Studie zu dem Schluss, dass der vorgeworfene „Pull-Faktor“ durch die Seenotrettung von Flüchtlingen nicht nachweisbar ist, wie die Tageszeitung „Der Standard“ heute berichtete. Zuletzt war ein Bericht der Universität Oxford zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen.

Goldsmith-Studie: Blaming the Rescuers

Kein Zusammenhang

Die Studie von Goldsmiths beschreibt eine Reihe von Faktoren, die im analysierten Zeitraum die Herkunft der losfahrenden Flüchtlinge beeinflusste ebenso, wie Statistiken zu den Aktivitäten von NGOs. Demnach ist kein Zusammenhang zwischen den Veränderungen in der Menge und dem Profil der Flüchtlinge und deren Rettung durch zivilgesellschaftliche Helfer zu erkennen.

Mehr Flüchtlinge auf der Route von Marokko

So stieg etwa auf der Route von Marokko 2015/16 die Anzahl der Flüchtlinge um 46 Prozent, obwohl dort kaum Rettungsschiffe unterwegs sind. Weiters sei die Zerstörung von Schlepperbooten durch die EU-Anti-Schlepper-Mission EUNAVFOR MED einer der Hauptgründe gewesen, warum Schlepper von den größeren und teureren Holzbooten auf die billigeren - aber auch instabileren - Gummiboote ausgewichen sind. Auch das Argument, der Einsatz der NGOs gefährde das Leben der Migranten, versucht die Studie zu entkräften: Demnach sank die Totenzahl im Mittelmeer in jenen Monaten jeweils drastisch, in denen viele Hilfsschiffe aktiv waren.

Anpassung der Hilfsorganisationen an Veränderungen

Die Goldsmiths-Studie kommt zu dem Schluss, dass entgegen den Vorwürfen die Veränderungen in der Praxis der Schlepper nicht auf die Aktivitäten der NGOs zurückgeführt werden können. Vielmehr hätten die Hilfsorganisationen versucht, sich diesen Veränderungen anzupassen und außerdem den Rückzug von Behördenschiffen der EU und seiner Mitglieder aus der Rettung der Flüchtlinge auszugleichen.

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