Rassismus-Report: Hetze im Netz boomt

Der Anti-Rassismus-Verein ZARA hat heute seinen jährlichen Report präsentiert. Demnach setzt sich der Trend von 2015 fort. Rassistische Vorfälle im Internet nehmen zu, Hass und Hetze richten sich vor allem gegen Flüchtlinge und Muslime.

Von den gesamt 1.107 gezählten Fällen bezieht sich fast ein Drittel auf das Internet, der höchste jemals gemessene Wert. Folgerichtig sprach Claudia Schäfer von ZARA von „zügelloser Online-Hetze“, die sich immer stärker breit mache. Als besonders abschreckend schilderte ihre Kollegin Dina Malandi einen Fall, in dem als Reaktion auf den Ertrinkungstod eines jugendlichen Flüchtlings Kommentare wie „Mist (...) hätten alle sein können“ gepostet wurden.

Von ZARA registrierte rassistische Vorfälle 2000-2016

APA

Anteil der Politik an negativer Stimmungslage

In die Pflicht nimmt ZARA auch die Politik, die an der negativen Stimmungslage vor allem gegenüber Flüchtlingen und speziell Muslimen ihren Anteil habe. Verwiesen wird im Report etwa auf Aussagen von Team Stronach-Klubobmann Robert Lugar, der Asylwerber mit „Neandertalern“ verglichen hatte. Kritisch wird auch angemerkt, dass FPÖ-Politiker nachweisliche Falschmeldungen wie etwa, dass Asylwerber in Spitälern bevorzugt werden, posten würden.

Bewusstsein schärfen mit „CounterAct“

ZARA will heuer als Reaktion auf das Anschwellen der Fremdenfeindlichkeit im Netz Bewusstsein schärfen. Mit der Initiative „CounterAct" sollen etwa Optionen, wie man sich gegen Hass im Netz wehren kann“ dargelegt werden, ebenso Erklärungen zu den wichtigsten Begriffen. Die Broschüre ist kostenlos erhältlich.

Wie drängend die Problematik ist, zeigt sich mit einem Blick auf die Langzeit-Statistik der von ZARA dokumentierten Fälle. So waren 2010 nur neun Prozent der angezeigten Fälle dem Bereich Internet zugeordnet. 2016 kletterte der Wert bereits auf 31 Prozent, womit der öffentliche Raum (20 Prozent) auf Platz zwei der Beschwerdeliste verdrängt wurde.

Hemmschwelle für Tätlichkeiten sinkt

Die Anti-Rassismus-Initiative ist überzeugt, dass durch die „hysterische Stimmungs- und Angstmache“, die sich über Online-Communitys verbreitet, auch die Hemmschwelle für Tätlichkeiten sinkt. Verwiesen wird etwa auf Brandanschläge auf Asyleinrichtungen aber auch auf alltägliche Rassismen wie das Verkleben der Tür von ausländischen Mietern oder den Ausschluss eines nach Österreich geflüchteten Buben aus einer Kinder-Fußballmannschaft.

Zugangsverboten und Einschränkungen

So sind Flüchtlinge und Muslime auch immer öfter mit Zugangsverboten und Einschränkungen konfrontiert. In zwei niederösterreichischen Bädern dürfen Flüchtlinge das Schwimmbad nur „in Begleitung ihrer Betreuer“ betreten. In Tirol ersucht eine Stadtgemeinde ihre Bürger Rücksprache mit dem Wohnungsamt zu halten bevor sie ihre Wohnung „an auswärtige Personen“ vermieten. Ein Reisebüro in Wien bucht wiederum nur Reisen für österreichische Staatsbürger und lehnte rumänische Kunden ab.

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