Bruno-Kreisky-Menschenrechtspreis an Aslı Erdoğan

Der Bruno-Kreisky-Menschenrechtspreis geht heuer an die türkische Autorin Aslı Erdoğan „für ihre herausragenden Verdienste um die Sicherung der Menschenrechte“.

Das teilte der Historiker Oliver Rathkolb heute im Namen der zuständigen Stiftung mit. Gegen Erdoğan wird in der Türkei ein umstrittener Prozess geführt. Ihr wird unter anderem Mitgliedschaft in der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) vorgeworfen.

Autorin Asli Erdogan

APA/AFP/Ozan Kose

Bruo-Kreisky-Menschenrechtspreis für Aslı Erdoğan

„Aktiv und vorbehaltslos für Durchsetzung der Menschenrechte“

Aslı Erdoğan habe sich Zeit ihres Lebens „aktiv und vorbehaltslos für die Durchsetzung der Menschenrechte eingesetzt“, heißt es in der Aussendung. Als Maßstab der Orientierung dienten Erdoğan in allen ihren Veröffentlichungen insbesondere die Erscheinungsformen von Leid und Ungerechtigkeit, denen sie immer wieder nachspüre. „Der Bruno Kreisky Menschenrechtspreis an die Schriftstellerin Aslı Erdoğan ist auch ein Zeichen gegen massive Einschränkungen von Menschenrechten.“

Wegen Terrorismusvorwürfen angeklagt

Aslı Erdoğan ist in der Türkei unter anderem wegen Terrorismusvorwürfen angeklagt. Hintergrund ist ihre Tätigkeit für die inzwischen geschlossene pro-kurdische Zeitung „Özgür Gündem“. Die türkischen Behörden sehen das Blatt als Sprachrohr der PKK. Erdoğan hatte Kolumnen für die Zeitung geschrieben und war im August im Rahmen einer Razzia gegen die „Özgür Gündem“ festgenommen worden. Sie wurde erst kürzlich aus der Untersuchungshaft entlassen. Am 14. März soll der Prozess gegen sie weitergehen.

Einsatz für Minderheiten

Die Autorin hat sich immer wieder für Minderheiten wie Armenier und Kurden eingesetzt. Sie ist Diabetikerin, laut eigenen Aussagen wurden ihr zuletzt im Gefängnis teilweise die Medikamente verwehrt. Die 1967 in Istanbul geborene Schriftstellerin ist auch international bekannt. Ihre Bücher wurden unter anderem im Züricher Unionsverlag publiziert. Zu ihren Romanen zählt „Die Stadt mit der roten Pelerine“.

Als „writer in exile“ in Graz

Erdoğan hatte zunächst Informatik und Physik studiert und arbeitete von 1991 bis 1993 als Physikerin am europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf. Von 2012 bis 2013 war sie als „writer in exile“ Gast im Internationalen Haus der Autorinnen und Autoren Graz. Die Autorin hat keine verwandtschaftlichen Verbindungen zum türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Der Bruno-Kreisky-Preis für Verdienste um die Menschenrechte soll im Mai oder Juni verliehen werden.

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