Literaturexperte Fabjan Hafner gestorben

Der Literaturexperte, Übersetzer und Schriftsteller Fabjan Hafner ist gestern im Alter von 49 Jahren gestorben. Er galt als einer der profundesten Kenner der deutsch- und slowenischsprachigen zeitgenössischen Literatur in Österreich.

Fabjan Hafner wurde in Kärnten, in Feistritz im Rosental / Bistrica v Rožu geboren, wo er bis zuletzt mit seiner Familie lebte. Er absolvierte in Graz das Studium der Slawistik und Deutschen Philologie und unterrichtete an den Universitäten in Graz, Ljubljana und bis zuletzt in Klagenfurt. Seit 1998 war er Mitarbeiter des Robert-Musil-Instituts für Literaturforschung in der Kärntner Landeshauptstadt.

Fabjan Hafner

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Fabjan Hafner

„Doch die Welt ist eine andere, so viel ärmere“

Das Robert-Musil-Institut reagierte heute in einem Nachruf mit Bestürzung und Trauer über den Tod von Fabjan Hafner. „Doch die Welt ist eine andere, so viel ärmere. Denn Fabjan Hafner ist nicht mehr“, heißt es darin. Er wird als „Multitalent – Literaturwissenschaftler, Schriftsteller, Übersetzer, Editor“ bezeichnet. „Als Kärntner Slowene wechselte er virtuos zwischen Deutsch und Slowenisch, übersetzte zwischen beiden Literaturen, schrieb in beiden Sprachen – als Schriftsteller und als Wissenschaftler. Er förderte, übersetzte, schrieb über slowenischsprachige Autoren wie Gustav Januš, Florjan Lipuš und viele mehr.“ Neben den Kärntner slowenischsprachigen Werken machte er auch die Literatur Sloweniens - wie etwa die Gedichte von Dane Zajc, Kajetan Kovič, Tomaž Šalamun oder Uroš Zupan - einer breiteren deutschsprachigen Öffentlichkeit bekannt. Darüber hinaus galt Fabjan Hafner als Handke-Spezialist und als Kenner des Werks Christine Lavants.

Laut Robert-Musil-Institut hat Fabjan Hafner über 180 Publikationen vorgelegt. Er wurde für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet, mit dem Petrarca-Übersetzer-Preis, dem Wissenschaftspreis der Österreichischen Gesellschaft für Germanistik und dem translatio, dem Österreichischen Staatspreis für literarische Übersetzung.

Denker und Poet

Fabjan Hafner war aber nicht nur ein Experte in Sachen Literatur, er war vor allem auch ein Poet und Denker und bezog somit immer wieder Stellung auch zu gesellschaftspolitischen Themen. So sagte er in einem „Heimat Fremde Heimat“-Interview im Jahr 2013 zur Situation des Slowenischen in Kärnten: „Eine Sprache, die nicht gebraucht wird, ist ein hohles Konstrukt, sie ist leer und läuft nur im Kreis herum. Das Slowenische braucht nicht nur eine amtliche Öffentlichkeit, sondern einen Raum, einen Atemraum, Wirtshaus, oder eine Strandpromenade - ja, alles ist öffentlich sobald das Slowenische verwendet wird. Und wenn slowenisch nicht gesprochen wird, dann ist auch der Kampf um alle Rechte und alle Institutionen vergeblich.“ Die Kärntner slowenische Kirchenzeitung „Nedelja“, bei der Fabjan Hafner immer wieder als Essayist in Erscheinung trat, veröffentlichte gestern in einer Reaktion auf seinen Tod eines seiner Gedichte, welches er der Redaktion vor zehn Jahren zukommen ließ.

Obraz pokrijem
s tanko rjuho
svežega mrzlega snega.

Dušo skrijem
v globino glave.

In mirno
premirno
zaprem
izmučene oči.

Verlust für die slowenische Volksgruppe

Wie das Musil-Institut betont, hinterlässt Fabjan Hafner „eine entsetzliche Lücke – nicht nur am Musil-Institut“. Es ist auch ein Verlust für die österreichische und slowenische Literaturszene, aber vor allem für die slowenische Volksgruppe in Kärnten, die mit Fabjan Hafner einen außerordentlichen Intellektuellen verliert.

Zu Ehren Fabjan Hafners richtet das Robert Musil-Institut am 8. Juni 2016, wenn er seinen 50. Geburtstag gefeiert hätte, eine Gedenkveranstaltung aus. Darüber hinaus liegt bis zum 19. Mai ein Kondolenzbuch am Institut aus.

Robert-Musil-Institut, Bahnhofstraße 50, 1. Stock, 9020 Klagenfurt/Celovec

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