Immer mehr Asylanträge in Industriestaaten

Auf den höchsten Stand seit 22 Jahren sind im vergangenen Jahr die Asylanträge in Industriestaaten gestiegen. Die altbekannten Gründe dafür listet ein neuer UNHCR-Bericht auf.

Das sind die Kriege in Syrien und dem Irak und andere bewaffnete Konflikte, Menschenrechtsverletzungen sowie sich verschlechternde Sicherheits- und humanitäre Bedingungen in einer Vielzahl von Staaten.

„Asylum Trends 2014“

Das ist das Ergebnis des UNHCR-Berichts „Asylum Trends 2014“, der heute veröffentlicht wurde. Insgesamt wurden demnach im letzten Jahr geschätzte 866.000 Erst-Asylanträge gestellt. Das bedeutet eine Steigerung von 45 Prozent gegenüber 2013, als 596.000 Anträge gezählt wurden. Die Zahl für 2014 ist damit die höchste seit 1992, als der Konflikt in Bosnien und Herzegowina ausbrach.

Jeder fünfte Antrag von Syrern

Die weitaus meisten Asylwerber stammten im letzten Jahr, wie auch schon im Jahr davor, aus Syrien. Sie stellten 150.000 Asylanträge, das war im Schnitt jeder fünfte Antrag, der in den Industriestaaten registriert wurde. Weitere Hauptherkunftsländer waren der Irak (68.700 Asylanträge, fast eine Verdoppelung zum Vorjahr) und Afghanistan (68.000 Anträge). Es folgten Serbien und Kosovo sowie Eritrea.

In Deutschland weltweit die meisten Asylwerber

Weltweit die meisten Asylwerber wurden im letzten Jahr in Deutschland registriert: Insgesamt wurden 173.000 Asyl-Erstanträge gestellt, ein Viertel davon von Syrern. An der zweiten Stelle liegen die USA mit geschätzten 121.000 Asylanträgen, vorwiegend aus Mexiko und anderen lateinamerikanische Staaten. In der Türkei (wo Ende 2014 insgesamt über 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge registriert waren), wurden 87.800 neue Asylanträge gestellt, zumeist von Irakern.

28.060 Neuanträge in Österreich

Österreich ist in dieser Statistik mit 28.060 Neuanträgen vom zehnten auf den neunten Platz vorgerückt, hinter Großbritannien (31.260) und vor den Niederlanden (23.850). Gemessen an seiner Einwohnerzahl liegt es sogar an der achten Stelle. So gemessen ist Schweden das Land mit den meisten Asylsuchenden, gefolgt von Malta, Luxemburg, der Schweiz und Montenegro.

Russland nicht angeführt

Russland ist in dem Bericht aus methodischen Gründen nicht aufgeführt, verzeichnete 2014 aber rund 265.400 Ansuchen auf kurzzeitiges Asyl und 5.800 Anträge auf einen Flüchtlingsstatus. Gleichzeitig stieg die Zahl der ukrainischen Staatsbürger, die in einem der 44 Industriestaaten Asylanträge stellten von 1.400 im Jahr 2013 auf 15.700 im vergangenen Jahr.

Zugang zum Asyl zu gewährleisten

UNO-Flüchtlingshochkommissar Antonio Guterres stellte die neuen Zahlen in einen historischen Kontext: „In den 1990er-Jahren mussten wegen der Balkan-Kriege Hunderttausende von Menschen ihre Heimat verlassen. Viele von ihnen fanden Zuflucht in den westlichen Industriestaaten. Heute, mit dem Anstieg bewaffneter Konflikte überall auf der Welt, stehen wir vor ähnlichen Herausforderungen, vor allem mit Blick auf die dramatische Situation in Syrien. Unsere Antwort muss ebenso generös wie damals ausfallen. Es geht darum, für jene, die vor diesen schrecklichen Konflikten fliehen, den Zugang zum Asyl zu gewährleisten, Aufnahmeplätze im Rahmen von Resettlement-Programmen bereitzustellen und andere Schutzformen anzubieten.“

Rückgang in Australien

Während die meisten Industriestaaten mehr Asylanträge registrierten, gingen die Zahlen in einigen Ländern, wie beispielsweise in Australien, zurück. Waren es 2013 noch 11.700 Asylanträge, wurde 2014 ein Rückgang um 24 Prozent, auf 9.000 verzeichnet.

Nur Teilaspekt der globalen Fluchtbewegungen

Der Bericht Asylum Trends 2014 basiert auf den Daten, die UNHCR von 44 Regierungen in Europa, Nordamerika und Teilen Asiens erhalten hat. Die Zahlen der Asylsuchenden in den industrialisierten Staaten, die durch diesen Bericht erfasst wurden, sind nur ein Teilaspekt der globalen Fluchtbewegungen. Ende des Jahres 2013 waren 51,2 Millionen Menschen aufgrund von Krieg, Gewalt, Verfolgung und Menschenrechtsverletzungen auf der Flucht. Davon waren 16,7 Millionen Menschen Flüchtlinge und 33,3 Millionen innerhalb ihres Landes vertrieben. 1,2 Millionen Menschen waren Asylsuchende.

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