Rotes Kreuz appelliert an „politische Zivilcourage“

Der Generalsekretär des Roten Kreuzes Werner Kerschbaum ruft in der Asyl-Quartiersuche zu „politischer Zivilcourage“ auf.

Die Politik müsse überdies „nachhaltig“ an das Thema heranzugehen, denn die Flüchtlingszahlen aus Syrien würden weiterhin hoch bleiben, mahnt er vor ausschließlich kurzfristigen Maßnahmen. Zelte „halten wir für keine Alternative“, allenfalls kämen Wohncontainer in Frage.

„Zeltstädte nicht einmal andenken“

„Als eines der reichsten Länder der Welt sollten wir Zeltstädte nicht einmal andenken“, so Kerschbaum im APA-Gespräch. Es seien aber am Markt über 1.000 sogenannte Wohncontainer verfügbar, die man allenfalls kurzfristig einsetzen könnte. Doch auch das will man im Roten Kreuz eigentlich nicht als notwendig betrachten.

Aufteilung in „vernünftiger Proportionalität“

Denn „es kann nicht sein, dass drei Viertel aller Gemeinden noch immer keinen einzigen Asylwerber beherbergen“, findet der Generalsekretär. „Zehn, elf, zwölf Leute pro Gemeinde, das erscheint machbar.“ Und Erfahrungen etwa in Deutschland hätten gezeigt, dass dort, wo Flüchtlinge in einer „vernünftigen Proportionalität“ zur Bevölkerung untergebracht werden, letztere bzw. die „Zivilgesellschaft“ auch „aufgeschlossen“ agiere. Aber das „erfordert auch politische Zivilcourage“ vor allem der Bürgermeister, betont Kerschbaum.

Sorge über „mittelfristige Perspektive“

Ihm bereitet aber auch die „mittelfristige Perspektive“, ganz abgesehen von der Unterbringung in den nächsten Wochen, „Gedanken und Sorgen“. Denn Österreich - und die gesamte EU - müsse wohl damit rechnen, dass der Trend anhalten werde und weiterhin Flüchtlinge aus Syrien Hilfe suchen. Er hält es für denkbar, dass heuer bis zu 30.000 Anträge einlangen werden, 40.000 bis 50.000 Asylwerber im kommenden Jahr hält er ebenfalls für ein realistisches Szenario.

„Anreizsystem“ für Quartiergeber

Das sei „nicht unbewältigbar“, habe man doch in den 2000er-Jahren noch höhere Zahlen verzeichnet. Doch müsse man nachhaltig denken: „Haben wir genügend qualifizierte Beamte, die die Asylverfahren abwickeln können?“ Auch die Erhöhung des Tagessatzes für die Betreuung von derzeit 19 Euro auf 25 Euro müsse weiter angedacht werden, um ein „Anreizsystem“ für Quartiergeber zu schaffen.

Ressourcen für anerkannte Flüchtlinge

Und schließlich sei angesichts der hohen Zahl syrischer Flüchtlinge auch mit einer deutlich höheren Asyl-Anerkennungsquote zu rechnen, gibt Kerschbaum zu bedenken - „wohl gegen 100 Prozent“. Für diese dann anerkannten Flüchtlinge brauche es „Ressourcen“, um ihnen bei Integration, Arbeitssuche, Wohnraumbeschaffung zu helfen. „Dafür braucht es Leute.“

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